GMF 2024: Zwei Tage voller Diskussionen und Workshops
Wie kann objektive Berichterstattung über den Konflikt im Nahen Osten aussehen? Darüber diskutierten Susan Neiman (Einstein Forum), Nada Bashir (CNN), Barkha Dutt (Mojo Story), Hazem Balousha (Journalist aus Gaza) und Shani Rozanes (DW). Neiman betonte: "Hört auf, über 'pro-Israelische' oder 'pro-Palästinensische' Positionen zu reden. Das ist kein Fußballspiel. Ich befürchte, dass die Welt in tribalistische Kategorien eingeteilt wird, die uns nicht im geringsten helfen." Zur Frage, ob Medienvertreter den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober als Terrorangriff bezeichnen sollten, sagte Balousha: "Es liegt nicht an uns einzelnen Journalisten, Aktivitäten zu bewerten. Wir legen die Fakten dar und das Publikum entscheidet, ob die Aktivitäten falsch oder richtig sind." Shani Rozanes, DW: "Die DW ist eine deutsche Institution. Wir arbeiten nie in einem Vakuum. Es gibt einen klaren kulturellen Kontext, in dem wir uns bewegen, egal ob in New Delhi oder London. Wir beziehen uns auf die Ereignisse des 7. Oktobers so: 'Hamas startete einen Terrorangriff gegen Israel'." Bashir unterstrich die wichtige Arbeit von Journalisten in Gaza: "Wir bauen sehr stark auf palästinensische Journalisten, die von vor Ort berichten. Sonst würden wir nur das sehen, was das israelische Militär uns zeigen will."
Auf einem Panel zur Bedeutung der Online-Informationsfreiheit in autoritären Regimen sagte Renate Nikolay (EU-Kommission): "Der Ansatz muss vielfältig sein: Wir müssen mit der Technologie Schritt halten. So sehr Autokraten Technologien missbrauchen, um Fehlinformation zu verbreiten, so sehr müssen wir Wege finden, Internetblockaden zu durchbrechen. Wir müssen eine Medienpolitik entwickeln, die sich mit verschiedenen Aspekten in der EU befasst und diese in externe Maßnahmen umsetzt."
DW-Intendant Peter Limbourgergänzte: "Wenn wir die Menschen in Russland nicht erreichen, wird es sehr schwer sein, ihre Herzen und ihren Verstand zu gewinnen, weil sie sehr isoliert sind ... neue technische Lösungen zu finden, ist unumgänglich." Seit Februar 2022 wird die DW in Russland blockiert, das Moskauer Studio wurde zwangsweise ins Exil nach Riga verlegt.
Über neue Trends des Journalismus diskutierten unter anderem Moky Makura (Africa No Filter) und Nic Newman (Reuters Institute for the Study of Journalism). Moky Makura: „Redaktionen spiegeln die Gesellschaft [in Afrika] aktuell nicht wider. ... Ein Großteil des Markts, den wir erreichen wollen, hört nicht auf Journalisten.” Nic Newman unterstrich die neue Mediennutzung junger Menschen: „42 Prozent der 18-24-jährigen sagen, dass Social Media ihre Haupt-Anlaufstelle für Nachrichten ist.” Er sagte, dieses Medienverhalten werde zukünftig zur Norm werden.
Weitere bekannte Persönlichkeiten, die an den Panels teilnahmen, waren unter anderem die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die philippinische Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa und der südafrikanische ehemalige Verfassungsrichter Albie Sachs.
Traditionell wird das 18. DW Global Media Forum erneut im Juni stattfinden: Am 02. und 03. Juni 2025 in Bonn.
Über das GMF
Das jährliche DW Global Media Forum bietet eine einzigartige interdisziplinäre Plattform für Medienschaffende sowie Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Politik, Zivilgesellschaft, Kultur, Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft aus aller Welt, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Das Global Media Forum wird durch das Auswärtige Amt, das Land Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Stadt Bonn unterstützt.