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Vom Arabischen Frühling in die Eiszeit 

Vor sieben Jahren ging eine revolutionäre Welle durch die arabische Welt. Despoten wurden über Nacht Geschichte, verjagt von ihren Völkern. Was ist aus dieser Sehnsucht nach Freiheit geworden?

Kairo Protest Journalisten
Journalisten protestieren in Kairo Bild: picture-alliance/Zumapress/A. Sayed

Von Tunesien ausgehend, entstanden ab 2011 in zahlreichen arabischen Ländern zivilgesellschaftliche Protestbewegungen – getragen von der frustrierten Jugend. Nach Jahren der Unterdrückung und Marginalisierung wollte sie die Neugestaltung ihrer Zukunft in die eigenen Hände nehmen. 

Doch die euphorische Stimmung der „Arabellion“ verwandelte sich rasch in Ernüchterung und Bitterkeit. Statt Freiheit, Arbeit, Gerechtigkeit und Demokratie gab es neue, nie dagewesene Repressionen – wie in Ägypten – , Terror und konfessionell aufgeladene Kriege – wie in Irak und Syrien. Der Traum von einer modernen arabischen Bürgergesellschaft ist fürs Erste geplatzt. 

Einmal mehr müssen die Menschen ihre Träume und Sehnsüchte nach besseren Lebensumständen begraben. Viele sind inzwischen schon zufrieden, wenn sie einigermaßen sicher und unbehelligt von Terror leben können. Dafür nehmen sie sogar ein gewisses Maß an Unterdrückung und Beschneidung bürgerlicher Freiheiten in Kauf. 

Meinungs- und Pressefreiheit im Visier

Das Scheitern des „Arabischen Frühlings“ spiegelt sich auch in den arabischen Medien wider. Die Meinungs- und Pressefreiheit wurde weiter massiv eingeschränkt – durch Zensur und Gefängnisstrafen für Journalisten, auch durch subtile Einschüchterungsversuche hinter den Kulissen. Zudem werden Journalisten durch die wirtschaftlichen Strukturen der Medienlandschaft in finanzielle Abhängigkeit ihrer jeweiligen Staatsführung gebracht.

(Sperrfrist: 25.04.18/06:00) Infografik Karte Pressefreiheit weltweit 2018 DEU
Sehr erste Lage in vielen arabischen Ländern

Im Ergebnis zeichnen sich Medien in vielen arabischen Ländern vor allem durch „Loyalität“ zum herrschenden Regime aus, staatliche ebenso wie private Medien. Die Krise zwischen Katar und seinen „Bruderstaaten“ Saudi-Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten hat 2017 einmal mehr deutlich gezeigt, wie TV-Kanäle und Online-Portale für politische Schlammschlachten instrumentalisiert werden. 

Entsprechend ernüchternd sind die Platzierungen in den Rankings zur Meinungsfreiheit: Im Freedom House Report 2018 zählen Syrien, Saudi-Arabien, Sudan und Libyen zur Kategorie „Worst of the worst“. Mit Ausnahme von Tunesien und Libanon, wo viele Medien allerdings Konfliktparteien als Sprachrohr dienen, muss man sieben Jahre nach dem „Arabischen Frühling“ feststellen: Die Presse- und Meinungsfreiheit in der gesamten Region wird immer weiter beschnitten.  

Die DW als glaubwürdige Stimme

Hier setzen die arabischsprachigen Angebote der DW an. Denn nicht nur viele arabische Medien haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Auch Angebote aus Ländern mit kolonialer Vergangenheit (BBC, France 24) sowie das US-amerikanische Al-Hurra oder das russische RT – ob zu Recht oder zu Unrecht – von vielen Medienkonsumenten eher als interessengeleitet wahrgenommen. Die DW hingegen profitiert vom Image Deutschlands in der Region als ein „ehrlicher Makler“. 

Das arabischsprachige Angebot der DW versteht sich als Plattform für kritischen, unabhängigen Journalismus, für freien Meinungsaustausch und Dialog. Dies gilt auch für „Tabuthemen“ in der Region – etwa die Benachteiligung von Frauen oder die Diskriminierung von Minderheiten. Wir begleiten gesellschaftspolitische Prozesse in der arabischen Welt aus deutsch-europäischer und zugleich dialogoffener Perspektive. Wir ermutigen die Menschen zu demokratischem, zivilgesellschaftlichem Engagement und lassen unterdrückte Stimmen zu Wort kommen. 

Nutzer greifen den Dialog auf

Das Profil der arabischsprachigen Angebote wurde noch einmal deutlich geschärft und beispielsweise neue Formate entwickelt. Dazu gehört der  einstündige TV-Nachrichtentalk Massaiya – mit arabischen und deutschen Gesprächspartnern. Auszüge daraus verbreiten wir über Social Media. 2016 ging die Sendung Misch dich ein mit dem ägyptischen Starmoderator Yosri Fouda an den Start. Das Jugendformat Shababtalk mit Moderator Jaafar Abdul Karim wurde noch stärker mit Social-Media verknüpft und wird häufiger im Zielgebiet mit Partnern produziert. 

Seit Ende März dieses Jahres läuft die dritte Staffel der Albasheer Show im arabischen TV-Kanal der DW – ein einzigartiges Format in der Region. Der bekannte irakische Journalist und Comedian Ahmad Albasheer greift in satirischer Form Themen wie Krieg, Terrorismus und Korruption auf.  

Der TV-Konsum in der arabischen Welt ist weiterhin hoch, zugleich wachsen digitale Angebote  rasant. Deshalb baut auch die DW das digitale Angebot kontinuierlich aus. Beispiele sind Crash Course auf Arabisch mit Moderator  Yasser Abumuailek, ein Bildungsformat, dessen Vorbild vom US-Youtube-Star John Green entwickelt wurde, und Firas unter Menschen mit dem syrischen Flüchtling Firas Alshater. 

Die Nutzer des arabischsprachigen Angebots bilden die größte Netzgemeinde der DW. 2017 verzeichneten die arabischen DW-Angebote auf Social-Media-Kanälen – Partnerportale eingerechnet – monatlich mehr als 73 Millionen Zugriffe. Die Menschen nehmen den Dialog an, nutzen die DW aktiv für die Meinungsbildung – und geben uns ein wertvolles, kritisches Feedback.

Die DW wird auch künftig dazu beitragen, dass demokratische Stimmen in der Region nicht verstummen.