Konjunkturwende schon in diesem Jahr?
30. Januar 2009Der Internationale Währungsfonds korrigiert zum zweiten mal seine Wachstumsprognose nach unten, Professor Robert Shiller von der Yale University warnt, man müsse sich auf ein ganzes Jahrzehnt des Stillstands und der Stagnation einrichten – und was macht Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz-Versicherungsgruppe? Er ist und bleibt notorisch optimistisch. Anders als viele seiner Kollegen glaubt er, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland in diesem Jahr nur um 1,3 Prozent schrumpfen wird. Zum Vergleich: Die Bundesregierung erwartet ein Minus von 2,25 Prozent.
Zwar räumt auch der Chefvolkswirt der Allianz ein, dass die gegenwärtige Schwäche der Finanzmärkte die Erholung der Wirtschaft erheblich bremst, und dass es umgekehrt ohne eine Erholung der Konjunktur schwer wird, die Finanzmärkte wieder in Ordnung zu bringen. Doch daraus will er nicht ableiten, dass überhaupt kein Ende der Rezession abzusehen ist – im Gegenteil. Michael Heise rechnet gleich mit mehreren kraftvollen Mechanismen, die schon bald eine Konjunkturwende herbeiführen werden.
Mächtige Mechanismen
"Der wichtigste Stabilisator sind die nachlassenden Energie- und Rohstoffpreise. Sie senken die Inflation, erhöhen die Kaufkraft der Konsumenten und entlasten die Unternehmen von hohen Kosten", sagt Heise. "Hinzu kommt die beispiellose Kombination von Geld- und Finanzpolitik." Die Zinsen tendierten in vielen Ländern gegen Null, "und die Regierungen haben weltweit Nachfrageprogramme in Höhe von 1.500 bis 2.000 Milliarden US-Dollar geschnürt, das sind rund drei bis vier Prozent der globalen Wertschöpfung". Dies sei der stärkste staatliche Konjunkturimpuls, den es in der Nachkriegsgeschichte gegeben habe.
Kurzum: Heise rechnet mit einer scharfen, aber recht kurzen Rezession. Schon in der zweiten Jahreshälfte könne es in Deutschland wieder aufwärts gehen. Ab 2010 werde die deutsche Wirtschaft mit einem Plus von 1,9 Prozent, danach von jährlich zwei Prozent auf einen moderaten Wachstumskurs einschwenken. Der Wachstumsprozess werde langsamer sein, aber eine jahrelange Stagnation sei nicht zu befürchten.
Die Rechnung kommt noch
Allerdings rechnet auch der Chefvolkswirt der Allianz auf mittlere Sicht nicht mit einer Rückkehr zu alten Wachstumsraten. "Wir haben einige Belastungsfaktoren für das Wachstum in mittlerer Frist, und dazu zählt vor allem natürlich die Notwendigkeit, Schulden zurückzuzahlen, die wir jetzt über die Konjunkturpolitik in vielen Ländern aufnehmen. Diese Schulden abzutragen wird eine Belastung für das Wachstum auf eine ganze Reihe von Jahren sein."