Anne-Frank-Helferin Miep Gies gestorben
12. Januar 2010Sie war die letzte überlebende Helferin der jüdischen Familie Frank während des Zweiten Weltkriegs. In einem Amsterdamer Hinterhaus bot Miep Gies der dreizehnjährigen Anne und ihren Angehörigen Zuflucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Sie schleppe "sich ab wie ein Packesel. Fast jeden Tag treibt sie irgendwo Gemüse auf und bringt es in großen Einkaufstaschen auf dem Fahrrad mit", schrieb Anne Frank über Miep Gies. "Sie ist es auch, die jeden Samstag fünf Bücher aus der Bibliothek bringt. Sehnsüchtig warten wir immer auf den Samstag, weil dann die Bücher kommen, wie kleine Kinder auf ein Geschenk."
Lose Blätter für Anne Frank
Nach der Verhaftung der Familie durch die Gestapo im August 1944 rettete Miep Gies das Tagebuch und übergab es nach Kriegsende Annes Vater Otto Frank. Er war der einzige Überlebende der Familie, seine Tochter Anne war im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle an Typhus gestorben - nur zwei Wochen vor der Befreiung des Lagers. Miep Gies war es auch, die Anne Frank das Papier zum Verfassen ihres Tagebuchs brachte: ein leeres Kassenbuch sowie lose Blätter.
"Wir wussten alle, dass sie ein Tagebuch führte", berichtete die ehemalige Sekretärin später in einem Interview. Einmal habe sie Anne Frank sogar in ihrem Versteck angetroffen, wie sie gerade an ihrem Text arbeitete, was dieser gar nicht recht gewesen sei. Ende der 1980er Jahre trat Miep Gies als Kronzeugin in einem Prozess vor dem Hamburger Landgericht gegen einen Neonazi auf, der die Tagebücher als Fälschung bezeichnet hatte.
In Wien geboren
Die in Wien als Hermine Santrouschitz geborene Wahl-Niederländerin wurde vielfach geehrt. Unter anderem erhielt sie den niederländischen Ritterorden von Oranien-Nassau sowie das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Zuletzt lebte sie zurückgezogen in ihrem Haus in der niederländischen Provinz Friesland.
Autor: Christian Fähndrich (dpa, ap, afp)
Redaktion: Dirk Eckert