Birkenstock: Kunst - ja oder nein?
Früher galt sie als Gesundheitslatsche, inzwischen ist Birkenstock schick - und Kult. Aber ist die Sandale auch Kunst? Das Unternehmen behauptet ja und will sich so vor Nachahmern schützen. Geschichte eines Schuhs.
Von der Mode-Sünde zum Verkaufsschlager
Birkenstock-Sandalen schieden lange Zeit die Geister. Sicher, fußfreundlich und praktisch waren die Öko-Latschen schon. Aber modisch? Im Ausland wurden deutsche Touristen für ihre Gesundheitssandalen belächelt. Heute erzielt Birkenstock Rekordumsätze - auch international. 2023 ging das Unternehmen sogar an die Börse.
Gastauftritt in "Barbie"
Der Sprung aufs Börsenparkett zog Investoren aus aller Welt an. Auch der Erfolgsfilm "Barbie" von Regisseurin Greta Gerwig trug zur weltweiten Bekanntheit der Kult-Sandale bei: In einer wichtigen Szene tauscht Barbie ihre High Heels gegen braune Birkenstock-Sandalen, um die "echte Welt" außerhalb des Barbie-Landes kennenzulernen. Prompt schossen die Verkaufszahlen in die Höhe.
Birkenstock: ein deutsches Traditionsunternehmen
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens geht über 200 Jahre zurück auf den Schuhmacher Johann Adam Birkenstock. Eine entscheidende Neuerung war die erste flexible Fußbett-Einlage, die Konrad Birkenstock 1897 entwickelte. Doch der geschäftliche Erfolg blieb zunächst aus.
Hauptsache praktisch!
Der wirtschaftliche Durchbruch gelang seinem Enkel Karl Birkenstock. Dieser kreierte 1963 die erste Gymnastiksandale. Schön sollte der Schuh nicht sein - was zählte, waren Funktionalität und Qualität. Und so wurde die Sandale zunächst vor allem an Gesundheitspersonal vermarktet, welches die Treter in Kliniken und Arztpraxen trug.
Peace, Love, Birkenstocks
Ab den 1970er Jahren wurden Hippies auf die Sandalen aufmerksam. Die klobigen Birkenstock-Treter wurden zum Symbol für Gegenkultur und Nonkonformismus. In den USA fanden sie großen Anklang in der Friedensbewegung. Die Deutsch-Amerikanerin Margot Fraser hatte den Schuh bei einem Deutschlandaufenthalt entdeckt. Von Kalifornien aus baute sie den Vertrieb in den USA auf.
"Jeff Wears Birkenstocks"
Birkenstocks haben es sogar in die Musikgeschichte geschafft: 1994 veröffentlichte die Punkband NOFX den Song "Jeff Wears Birkenstock". Der Titelheld, Jeff Abarta, trug die Sandalen als er Praktikant beim Band-Label war. NOFX-Frontmann Fat Mike schrieb den Song, um Jeff wegen seiner vermeintlichen Hippie-Sandalen zu necken, die im Punkrock nichts zu suchen hatten.
Trendsetter Steve Jobs
Schon bevor die Sandalen zum Trend wurden, war Apple-Gründer Steve Jobs ein Birkenstock-Fan. Seine getragenen Sandalen - Modell Arizona - waren zugegebenermaßen schon ziemlich ausgelatscht. Trotzdem kamen sie 2022 bei einer Auktion für umgerechnet rund 200.000 Euro unter den Hammer.
Kann Birkenstock sexy?
Seit den 90er Jahren etablierte sich Birkenstock zunehmend in der Modelwelt. Kooperationen mit Luxusmarken wie Dior, Rick Owens und Valentino trugen zum Imagewechsel bei. Auch wichtige Stars, wie etwa Kate Moss, entdeckten die Schuhe als Mode-Statement. Heidi Klum entwarf 2003 eine eigene Birkenstock-Kollektion (Foto).
Birkenstock - eine Luxusmarke?
Anfang 2021 stieg L Catterton, eine private Beteiligungsgesellschaft, an der auch Bernard Arnault und sein Luxuskonglomerat LVMH beteiligt sind, bei Birkenstock ein. 2023 kam dann der große Schritt an die Börse, wo das Unternehmen allerdings erst einmal einen schwachen Start hinlegte.
Angst vor Kopien
Wenn Produkte sich gut verkaufen, finden sich auch Nachahmer. Birkenstock will sich davor schützen und hat verschiedene Klagen gegen Konkurrenten eingereicht, die ähnliche Modelle verkaufen. Jetzt ist es in oberster Instanz am Bundesgerichtshof zu entscheiden, ob es sich bei den Birkenstock-Sandalen um schützenswerte "Werke der angewandten Kunst" handelt - oder ob es doch nur Schuhe sind.