Boris Johnsons gröbste Entgleisungen
Der neuernannte britische Außenminister Boris Johnson gilt nicht gerade als Vertreter der feinen englischen Art. Er verkörpert wohl eher das Gegenteil eines Diplomaten. Wir stellen seine größten verbalen Ausrutscher vor.
Privat ein Europafreund?
Europaskeptiker Johnson war keineswegs schon immer ein erklärter Feind der EU - wenn auch aus weniger politischen Gründen. 1997 sagte er: "Schauen Sie, ich bin eigentlich eher pro Europa: Ich möchte eine EU, in der man losziehen und Croissants verschlingen kann, vorzüglichen Kaffee trinken, Fremdsprachen lernen und wo man Sex mit ausländischen Frauen haben kann."
Hitler-Witze? Nein, danke
Auch diesen Sommer bewies Johnson, dass er verbal vor nichts zurückschreckt. Im "Sunday Telegraph" sagte er, die europäische Geschichte sei geprägt durch Versuche, den Kontinent unter einer einzigen Regierung zu vereinen. "Napoleon, Hitler - alle möglichen Leute haben es probiert, und es geht tragisch aus", sagte Johnson: "Die EU ist der Versuch, es auf andere Art und Weise zu schaffen."
Besondere Beziehung zu den USA
Johnson - in New York geboren - hat die USA mehr als einmal verstört. Im Boulevardblatt "The Sun" äußerte er sich despektierlich über die ethnische Herkunft Präsident Obamas. Eine Büste des englischen Premiers Winston Churchill war aus dem Weißen Haus entfernt worden. Johnson deutete das als "Zeichen der ererbten Abneigung des halb kenianischen Präsidenten gegenüber dem Britischen Empire".
Nur einer lacht
Es war nicht die erste rassistische Bemerkung. 2002 attackierte Johnson die Queen: Sie schätze das Commomwealth auch, weil es ihr "jubelnde Mengen fahnenschwenkender Neger-Babys" beschere. Zum Kongo-Besuch des damaligen Premierministers Tony Blair schrieb Johnson: "Die Stammeskrieger werden alle in Wassermelonen-Lächeln ausbrechen, wenn sie ihren großen weißen Häuptling sehen."
Elefant im (chinesischen) Porzellanladen
2008 gelang es Johnson sogar, seine Gastgeber bei der zeremoniellen Überführung der olympischen Flagge von Peking nach London zu beleidigen: "Ich sage dies respektvoll zu unseren chinesischen Gastgebern, die so großartig im Tischtennis glänzen", sagte Johnson: "Pingpong wurde auf den englischen Esstischen des 19. Jahrhunderts erfunden und man nannte es Wiff-Waff."
"Krass und geschmacklos"
2013 sprach Johnson auf einer Veranstaltung für die Rechte von Homosexuellen so abfällig, dass manche angewidert den Saal verließen. Sein vulgärer Kommentar über die Homo-Ehe ging unter die Gürtellinie. Auf ein wörtliches Zitat verzichten wir. Die Labour-Abgeordnete Angela Eagle, die jetzt für den Parteivorsitz kandidiert, bezeichnete Johnsons Bemerkungen damals als "krass und geschmacklos".
Verstimmungen im Westjordanland
Im November 2015 lud die palästinensische Autonomiebehörde Johnson aus. Er hatte den Boykott von israelischen Produkten "komplett durchgeknallt" genannt: "unterstützt von Kordmantel tragenden, linken Akademikern mit schiefen Zähnen im Vereinigten Königreich". Die Palästinenser fürchteten Proteste und warfen ihm vor, eine "falsch informierte, respektlose" pro-israelische Haltung einzunehmen.
Wahrlich kein Shakespeare
1000 britische Pfund gewann Johnson in einem Wettbewerb, der zu "beleidigenden Gedichten über Erdogan" aufgerufen hatte, nachdem der türkische Präsident gegen das Schmähgedicht des deutschen Satirikers Jan Böhmermann geklagt hatte. Johnson nannte Erdogan einen "Wichser" - weit entfernt von seiner Haltung im Jahr 2006, als er noch für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei geworben hatte.