China-Tournee der WDR Big Band
Erstmals war die vielfach international ausgezeichnete Big Band des WDR aus Köln auf China-Tournee. Stationen waren Festivals und Clubs in Peking, Shanghai, Zhongshan und Guangzhou.
China-Tournee der WDR Big Band
"Reise-Führer" Jason Wong sorgte dafür, dass sich die 26köpfige Truppe, darunter 19 Musiker, nicht verirrte. Band-Manager Lucas Schmid erzählt von Eindrücken und Erfahrungen vor und während der Tournee.
Mit Sänger(in) oder ohne?
"In China liebt man Sängerinnen und Sänger. Es ging mir aber darum, die WDR Big Band als Ensemble zu präsentieren, und nicht mit einem Sänger oder einer Sängerin als Zugpferd. Darüber wurde dann sehr lange debattiert. Als ich darauf hinwies, dass Sir Simon Rattle uns einmal gesagt habe, wir wären für den Jazz so etwas wie die Berliner Philharmoniker für die Klassik, waren die Chinesen überzeugt."
Interaktion mit dem Publikum
"Wenn unser Posaunist Andy Hunter mit dem Publikum auf Chinesisch sprach, waren die total begeistert. Was bei den Konzerten in den Sälen auffiel: Es gibt einen sehr schnellen Applaus, aber dann ist es sofort wieder still. Der Applaus ebbt nicht so ab wie in Europa. Vielleicht findet man es unhöflich, wenn man zu lange applaudiert und den Künstlern nicht genügend Raum lässt, man ist respektvoll."
Jazzer mit Chinesisch-Kenntnissen
"Hunter gab einigen chinesischen Journalisten ein Interview über Jazz im Allgemeinen und über die WDR Big Band im Besonderen. Die haben sich Notizen natürlich auf Chinesisch gemacht …"
Jazz-News für chinesische Fans
" …und das Foto von dem Notizbuch finde ich ein besonders schönes Souvenir."
Neueröffnung des Shanghaier "J-Z"-Clubs
"Die Szene hat sich stark weiterentwickelt. Vor 23 Jahren war ich bei einer Jam-Session und bei einem Jazz-Workshop in Peking. Die Auseinandersetzung mit Jazz-Melodik und –harmonik war fast geheim. Man durfte nicht mit dem Publikum sprechen, es gab einen vereidigten Übersetzer, sprich Zensor. Das ist vorbei, die sind jetzt am Puls der Zeit."
Musik für junge Leute
"Am nächsten Tag haben wir auf dem Expo-Gelände in Shanghai gespielt. 20-30.000 Leute auf dem Gelände, fünf Bühnen, bei uns waren etwa 6000 Leute. Das Schöne ist: Das am Jazz interessierte Publikum ist sehr, sehr jung, Teenies, Studenten, und 30-40-Jährige. Die Älteren kennen diese Musik nicht mehr. Also genau umgekehrt wie bei uns. Das ist eine Musik für junge Leute, das ist phänomenal."
Workshop mit dem Nachwuchs
"In der vorletzten Station Zhongshan in der Nähe von Kanton haben wir einen Workshop mit einem Schulorchester und einer lokalen Band veranstaltet. Wir haben unterwegs teilweise sehr gute Musiker erlebt, etwa einen Sänger und Pianisten, auch einen hervorragenden Trompeter. Diese Leute dürften vor allem ihren eigenen Markt bespielen, wobei sie in erster Linie amerikanische Einflüsse aufnehmen."
Wiederkehr eingeplant
"Das phantastische Programm aus der Feder unseres Band-Leaders Vince Mendoza ist etwas anderes als der klassische Bigband-Swing. Es ist 'contemporary Jazz', darunter brasilianisch angehauchte Stücke, manchmal auch eine Prise Flamenco. Offenbar ist es angekommen, wir haben Anfragen für neue Auftritte."