China und Indien schwinden die Kräfte
11. Juni 2012"Die Bewertungen für China und Indien haben sich seit dem vorigen Monat deutlich geändert", heißt es im Wirtschaftsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die von der OECD regelmäßig berechneten Frühindikatoren für die beiden wichtigsten Schwellenländer sind zuletzt unter den langjährigen Durchschnittswert gefallen.
Das weckt neue Zweifel daran, ob die Schwellenländer der Weltwirtschaft neue Impulse geben können. Chinas Wirtschaft wird den Prognosen zufolge in diesem Jahr nur um 8,2 Prozent wachsen - so langsam wie seit 1999 nicht mehr. Das wichtigste Exportland der Welt leidet besonders unter der Krise in seinem wichtigsten Absatzmarkt, der EU. Indiens Wirtschaft hatte im ersten Quartal um 5,3 Prozent zugelegt und damit so wenig wie seit neun Jahren nicht mehr.
Indien droht Verlust seiner Kreditwürdigkeit
Wegen seiner Schwäche läuft Indien sogar Gefahr, auf Ramschniveau herabgestuft zu werden. "Verzögerungen oder Rückschläge auf dem Weg Indiens zu einer liberaleren Wirtschaft könnten seine langfristigen Wachstumsaussichten und damit seine Kreditwürdigkeit beeinträchtigen", warnte Joydeep Mukherji, Analyst der Ratingagentur Standard & Poor's am Montag in Mumbai.
Im April hatte die Agentur den Ausblick Indiens von stabil auf negativ gesenkt. Die Agentur beließ ihr Rating bei BBB-, warnte aber, die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung liege bei eins zu drei. BBB- ist nur eine Stufe vom Ramschstatus entfernt, der ein erhöhtes Kreditausfallrisiko und höhere Zinsen für Staatsanleihen bedeuten würde.
Wenn es Indien nicht gelingt, das Wachstum zu beleben und Reformen voranzutreiben, so Standard & Poor's weiter, werde es zum ersten Schwellenland der sogenannten BRIC-Gruppe, das seine Kreditqualität verliere. Als BRIC-Staaten gelten die aufstrebenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China.
bea/rb (rtr, afp)