Chinas Langer Marsch als Teambuilding

In den Jinggang-Bergen in der südöstlichen Provinz Jiangxi spielen die Teilnehmer drei Tage lang Soldaten der Roten Armee aus der Bürgerkriegszeit der 30er Jahre. In Wirklichkeit waren die Armeen Maos und seiner kommunistischen Mitstreiter anderthalb Jahre unterwegs, bis im Oktober 1935 30.000 erschöpfte Überlebende in Yan'an im Norden Chinas ankamen.

Das Schuhwerk und der Straßenbelag sind modern, aber das stört die Teilnehmer, die Episoden aus dem strapaziösen Langen Marsch nachstellen, in ihrer patriotischen Begeisterung nicht.

Die theoretische Unterfütterung der ganzen Übung darf nicht fehlen. Vor allem geht es darum, die überragende strategische und logistische Leistung von kommunistischen Führern wie Mao Zedong, Zhou Enlai und Zhu De zu verinnerlichen.

Das Nachstellen des Langen Marschs nimmt auf moderne Gepflogenheiten wie Erinnerungsfotos mit dem Handy Rücksicht. Das Relief zeigt Mao Zedong (l) und seinen engsten Kompagnon während des Langen Marschs, Zhu De.

Für Präsident Xi Jinping ist die Rückbesinnung auf die heroische Zeit des chinesischen Kommunismus wichtig. Wachsender Wohlstand für immer mehr Bevölkerungsschichten alleine garantiert nicht den Bestand der Einparteienherrschaft. Legitimation durch Traditionspflege ist die Devise.

Müde, aber glücklich: Begrüßung durch die Kameraden im Basislager nach einer Bergwanderung. Angestellte und Studenten aus dem ganzen Land können an den dreitägigen Kursen teilnehmen und den "revolutionären Geist" verspüren.

"Lasse nicht nach beim Verfolgen deiner Ideale; suche die Wahrheit in den Tatsachen, um neue Wege einzuschlagen; kämpfe verbissen, um Schwierigkeiten zu überwinden; verlasse dich auf die Volksmassen, um den Sieg zu erringen."

Auch ein herzhafter Eintopf schweißt zusammen. Dass Mao, 20 Jahre nach dem glorreichen Langen Marsch, durch seinen "großen Sprung nach vorn" für Hungersnöte mit Millionen Opfern verantwortlich war, passt weniger ins verklärte Bild.