Der neue Brausekrieg
13. Juni 2007Es ist ein bisschen so wie zu den besten Tagen des Brausekrieges. Damals in den 1980er Jahren, als Pepsi Michael Jackson als Werbepartner ins Rennen gegen niemand geringeres als den Weihnachtsmann schickte. Der war - ordentlich in rot und weiß gekleidet - als Werbefigur für Coca-Cola unterwegs. Doch die Zeiten ändern sich, für Michael Jackson interessiert sich kein Mensch mehr und zuckerhaltige Limonaden sind auch nicht mehr das was sie mal waren. Zu süß, zu ungesund und zu viel Kohlensäure. Der moderne Mensch verlangt inzwischen nach modischen Vitaminwässerchen und exotischen Tees - die Hauptsache: Gesund muss es sein!
Überall wird gekauft
Es herrscht wieder Krieg zwischen dem Branchenriesen Coca-Cola und dem ewig Zweiten Pepsi. Nur wird der diesmal nicht über aggressiv vergleichende Werbung ausgetragen, sondern durch die systematische Eroberung eines neu entdeckten Marktes. Denn egal ob Vitamin- oder Energy-Drink, die Grundlage ist stets stilles Wasser. Und auf dessen Produzenten haben es sowohl Pepsi als auch Coke abgesehen. In Mexiko, China, der Ukraine, Großbritannien oder den USA - überall wird gefeilscht und gekauft.
Für 4,1 Milliarden US-Dollar hat Coca-Cola Ende Mai 2007 den amerikanischen Vitamin-Getränkehersteller Glaceau übernommen. Ein Meilenstein in der 115-jährigen Geschichte von Coke. So teuer war bis jetzt keine Übernahme. Teuer, aber dringend nötig, sagen Getränke-Analysten. Denn der Börsenkurs des Branchenriesens war in den letzten Jahren auf fast die Hälfte abgerutscht. Die Coke-Aktie, heute bei 52 Dollar, ist immer noch weit entfernt vom Hoch 1998 mit 88 Dollar. Und immer noch weniger wert als Pepsis Aktie; gegenwärtiger Stand: 69 Dollar.
Späte Aufholjagd
Beim ewigen Zweiten Pepsi erkannte man den Trend zum gesunden Drink früher als beim unangefochtenen Branchenriese Coca-Cola. Bereits 2001 schnappte man sich für 13,8 Milliarden Euro den Lebensmittelkonzern Quaker Oats, der nicht nur Frühstücksflocken sondern auch den farbigen Energy-Drink Gatorade produzierte. Coca-Cola hatte das Angebot im Vorfeld abgelehnt. Eine zentrale Fehlentscheidung.
"Der Unterschied ist, dass Pepsi es damals wirklich Ernst meinte und Coke nicht", sagt Emanuel Goldman, einer der angesehensten amerikanischen Getränke-Analysten im Gespräch mit der New York Times. Bei Coke habe man die Umstellung des Sortiments vernachlässigt. Das muss jetzt offenbar schnell ausgebügelt werden.
Zweistellige Zuwachsraten
Für geschätzte 225 bis 250 Millionen Dollar kaufte sich Coke im Februar beim amerikanischen Wasserkonzern Fuze Beverage - Hersteller von Tees, Energie- und Vitamingetränken - ein. Seit Ende Mai will die Coke Company Großbritanniens zweitgrößten Mineralwasser-Produzenten Highland Spring schlucken. Der Versuch den mexikanischen Safthersteller Jugos del Valle zu kaufen, scheiterte bislang an der Kartellaufsicht.
Auch Pepsi bleibt global nicht untätig. Kamen doch im ersten Quartal 2007 bereits mehr als die Hälfte des Betriebsgewinns von Aktivitäten außerhalb der USA. Dank Zukäufen und einer starken Nachfrage in Russland, Venezuela, Südafrika und der Türkei wächst das internationale Geschäft - laut Medienberichten - zweistellig.
Ausstechen, verdoppeln, kämpfen
In der Ukraine hat Pepsi offenbar den Wettbewerber Coca-Cola im Rennen um den Hersteller Sandora ausgestochen. Für 542 Millionen Dollar hat Pepsi sich bei dem Hersteller eingekauft, der die Hälfte des ukrainischen Saftmarktes kontrolliert. Im Kampf um Marktanteile in China will Pepsi seine Belegschaft in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Auf dem umkämpften chinesischen Markt wuchs der Anteil von Coca-Cola im ersten Quartal um 17 Prozent. Der Kampf geht weiter.