Gewalt zum Auftakt von Musikfestival in Chile
24. Februar 2020Tausende Regierungskritiker, die mit Steinen, Stöcken und Molotow-Cocktails bewaffnet waren, lieferten sich nahe des Festivalortes Straßenschlachten mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte trieben die Menge mit Wasserwerfern und Tränengas zurück.
Nachdem es ihnen nicht gelungen war, zum Ort der Musikveranstaltung vorzudringen, attackierten einige Demonstranten Geschäfte in der Umgebung. Auch das Luxushotel "O'Higgins" im Badeort Viña del Mar, indem ein Teil der Festival-Jury untergebracht ist, wurde angegriffen. Die großen Panoramascheiben des Hotels ging zu Bruch, Tränengas strömte durch die Lobby. Mehrere Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt.
Solidarität von Ricky Martin
Das sechstägige Song-Festival "Internacional de la Canción de Viña del Mar" sollte dennoch weitgehend wie geplant stattfinden. Allerdings wurde der glamouröse Lauf der Stars über den Roten Teppich abgesagt. Der puertoricanische Sänger Ricky Martin, der bei dem Festival auftreten sollte, bekundete seine Solidarität mit den regierungskritischen Demonstrationen in Chile und anderen lateinamerikanischen Ländern. Die Bevölkerung müsse gegenüber der Politik deutlich machen, "was wir brauchen". Allerdings müsse dies "in geordneter Weise" geschehen, merkte Martin auch an.
Die Massenproteste in Chile hatten im Oktober vergangenen Jahres begonnen. Etwa 30 Menschen wurden seitdem nach Behördenangaben getötet, Tausende weitere verletzt. Die Proteste wurden anfänglich durch eine Erhöhung der Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr ausgelöst. Die Demonstranten kritisieren aber auch niedrige Löhne, hohe Kosten für Bildung und Gesundheit sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in dem südamerikanischen Land. Präsident Sebastián Piñera kündigte für April ein Verfassungsreferendum an.
cgn/qu (afp)