Der Irak ist in Aufruhr
Hohe Arbeitslosigkeit und viel Korruption: Im Irak gehen seit Tagen Tausende auf die Straße. Auch eine Ausgangssperre hält sie nicht davon ab, zu protestieren. Dutzende Menschen wurden getötet, über 1600 verletzt.
Tage der Gewalt
Trotz Reformversprechen der Regierung gehen die Proteste im Irak gegen Korruption und Misswirtschaft weiter. Auch am Freitag versammelten sich wieder Menschen an zentralen Plätzen in der Hauptstadt Bagdad, aber auch im Süden des Landes.
Proteste reißen nicht ab
Eine Ausgangssperre sollte nach den tagelangen gewalttätigen Protesten eigentlich für Ruhe sorgen - denn nach Angaben der Hohe Menschenrechtskommission in Bagdad sollen mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen sein, davon 35 Demonstranten - 1600 Menschen wurden verletzt. Viele Demonstranten haben sich aber an die Ausgangssperre gehalten und draußen übernachtet, um weiter zu protestieren.
Protest ohne Partei
Es sind bei weitem nicht die ersten Proteste gegen die schwierigen Lebensbedingungen im Irak. Mancherorts gibt es nur vier Stunden Strom am Tag, die Jugendarbeitslosigkeit liegt laut Weltbank bei 25 Prozent. Iraks höchster schiitischer Geistlicher Ali al-Sistani rief die Politik zu "ernsthaften Reformen" auf, bevor es zu spät sei.
Alle abgeriegelt
Es ist bereits die Rede von den ersten Protesten "ohne Flagge, ohne Plakate und ohne Parteislogan". Mit angefacht wurden sie allerdings offenbar durch die Entlassung eines populären Generals, Abdel-Wahab al-Saadi. In Bagdad versuchten die Demonstranten in die sogenannte Grüne Zone zu gelangen. In dem Hochsicherheitsviertel liegen zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften.
Verdacht auf Polizeigewalt
Sicherheitskräfte gehen seit Beginn der Proteste mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf befürchtet zudem, dass Polizisten auch scharfe Munition und Gummigeschosse eingesetzt hätten. Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi geriet in die Kritik, als er die Sicherheitskräfte lobte und für die Gewalt nicht näher bezeichnete "Angreifer" verantwortlich machte.
Aufruf zur Mäßigung
Der Präsident des Landes, Barham Saleh (Foto, März 2019), verurteilte wiederum die Gewalt und rief zur "Zurückhaltung und zur Einhaltung der Gesetze" auf. "Friedlicher Protest ist ein Verfassungsrecht, das den Bürgern gewährt wird", betonte Saleh. Der Menschenrechtsausschuss des irakischen Parlaments kritisierte die "Unterdrückung" der Proteste.