Deutsche Hoffnungsträger bei den Paralympics
Dabei sein ist alles, das gilt bei den Paralympics genauso wie bei den Olympischen Spielen. Für einige deutsche Behindertensportler ist in Rio aber sogar mehr drin als die bloße Teilnahme. Wir stellen sie vor.
Irmgard Bensusan
Die Sprinterin hat ihr großes Ziel eigentlich schon erreicht: Sie ist in Rio dabei. Doch könnte die 25-jährige Studentin darüber hinaus weiter überraschen. Vor einigen Wochen hat Bensusan, die an einer Teillähmung im rechten Unterschenkel leidet, bei der Leichtathletik-EM über 100 und 200 Meter Gold gewonnen. 2015 war sie Vizeweltmeisterin über 400 Meter. Über 200 Meter hält sie den Weltrekord.
Andrea Eskau
Sie ist ein Multitalent und wird respektvoll "Tigerin" genannt. Drei Goldmedaillen bei den Sommer-Paralympics und zwei weitere bei den Winterspielen hat die 45-Jährige bereits gewonnen. Während Andrea Eskau im Winter im Langlauf und Biathlon antritt, wird die querschnittsgelähmte Sportlerin in Rio im Handbike sitzen - und der Konkurrenz möglicherweise ein weiteres Mal davonfahren.
Stephanie Grebe
Dass sie ohne Hände und ohne rechten Unterschenkel geboren wurde, hat Stephanie Grebe nicht davon abgehalten, eine der erfolgreichsten deutschen Tischtennisspielerinnen im Behindertensport zu werden. Bei den Paralympics in London hat die 28-jährige Studentin eine Medaille knapp verpasst. Sie wurde Vierte. Vielleicht klappt es für die Vizewelt- und -europameisterin ja in Rio.
Christoph Burkhard
Zwei paralympische Medaillen hat er bei seinen bisherigen vier Teilnahmen bereits errungen. Der Brustschwimmer, dem von Geburt an beide Unterschenkel fehlen, ist vor allem auf der Kurzbahn stark. In Rio will er beweisen, dass er auch auf der langen Bahn mithalten kann. Zuletzt gab es in London Bronze über 400 Meter.
Marianne Buggenhagen
Beweisen muss sie ihre Extraklasse niemandem mehr - nach insgesamt neun paralympischen Goldmedaillen seit 1992 im Kugelstoßen, Speer- und Diskuswerfen sowie im Mehrkampf. Mit 63 Jahren tritt Marianne Buggenhagen, bei der 1977 eine Entzündung an der Wirbelsäule zur Querschnittlähmung führte, als älteste Athletin im deutschen Team auch in Rio an - weitere Medaillen nicht ausgeschlossen.
Martin Schulz
Bei Welt- und Europameisterschaften im Paratriathlon hat Martin Schulz bereits alles gewonnen, was geht. Der 26-Jährige, bei dem der linke Unteram nicht komplett ausgebildet ist, war bereits in London dabei, damals allerdings als Schwimmer. In Rio kann er endlich auch im Paratriathlon an den Start gehen - die Disziplin feiert in Brasilien paralympische Premiere.
Markus Rehm
Fast wäre der unterschenkelamputierte Weitspringer bereits vor zwei Wochen in Rio dabei gewesen, doch gab er seinen Kampf um eine Teilnahme bei den Nichtbehinderten schließlich auf. Die IAAF teilte Rehms Ansicht nicht, dass eine Prothese keinen Vorteil beim Absprung bringe. Nun greift der 28-Jährige bei den Paralympics nach den Medaillen - im Sprint und seiner Paradedisziplin, dem Weitsprung.
Heinrich Popow
Gute Chancen im Weitsprung hat auch Heinrich Popow, allerdings in einer anderen Schadensklasse als Rehm. Popow stellte kürzlich mit 6,77 Metern einen neuen Weltrekord auf. Danach äußerte sich der 33-Jährige kritisch über das sogenannte "Technik-Doping" bei Prothesenspringern. "Meine Konkurrenten haben kürzlich ihre Prothese verändert. Das habe ich auch getan: Bumm, zack, Weltrekord."
Heiko Kröger
Große Vorfreude auf die Paralympics herrschte bei Heiko Kröger lange Zeit nicht. Der Segler, der ohne linken Unterarm geboren wurde, war Anfang des Jahres in Rio und zeigte sich anschließend geschockt über die katastrophale Wasserqualität im Segelrevier. Nun reist er wieder nach Rio und hat gute Chancen, mit einer Medaille in der Bootsklasse 2.4mR nach Hause zu kommen.
Gauck wünscht viel Erfolg
Mit präsidialen Grüßen wurden die 155 Sportler eine Woche vor dem Start der Paralympics auf die Reise geschickt. Joachim Gauck verabschiedete das Paralympics-Team am Frankfurter Flughafen und überzeugte sich persönlich von der guten Stimmung in der Mannschaft. Der deutsche Verband DBS stellt Athleten in 17 der 22 paralympischen Sportarten.
Keine Medaillenvorgabe
Im Unterschied zum deutschen Olympia-Team bekommen die Behindertensportler keine konkrete Medaillenvorgabe mit auf den Weg. Ziel sei, dass die Sportlerinnen und Sportler im Rahmen ihrer Bestleistungen agierten, sagte Chef de Mission, Karl Quade, gegenüber dem ZDF. "Wenn sie das schaffen, ist das völlig in Ordnung, egal welcher Platz dabei herauskommt."