Die heimliche Bierhauptstadt
Ein würziger Duft von Malz und Hefe liegt beständig über der Domstadt, doch auch außerhalb der mittelalterlichen Stadtgrenzen wird man die "Witterung" nur schwerlich verlieren. Mit 180 Brauereien zwischen Coburg und Forchheim konzentrieren sich so viel Brauereien im Bamberger Umland wie nirgends sonst auf der Welt. "Bierfranken" wird die Region deshalb zuweilen auch genannt.
Frühes Qualitätsbewusstsein
Dafür haben's die Bamberger nicht so mit dem trockenen Frankenwein. Man mag es süßer, süffiger. Mehr als 1000 Jahre, so lange wie Bamberg besteht, hatte man immerhin Zeit, die Rezepte zu verfeinern. Und schon 1489, also 27 Jahre vor dem Erlass des berühmten "Herzoglich Bairischen Reinheitsgebotes" vom 23. April 1516, sorgte sich der Bamberger Fürstbischof Heinrich III. um die Qualität des Lieblingsgetränkes seiner Bamberger: "Nichts mere denn Hopfen, Malz und Wasser", empfahl er, für ein gutes Bier zu nehmen. 44 Jahre danach wurde das "Klosterbräu" als "Fürstbischöfliches Braunes Bierhaus zu Bamberg" aus der Taufe gehoben.
Ausschank mit Sauna
Im Brauerei-Museum am Michaelsberg erfährt man, dass ein Liter Bier neben Vitaminen und Kohlenhydraten auch Kalium und Magnesium enthält, die 20 beziehungsweise 45 Prozent des Tagesbedarfes decken. Doch kaum ein Gedanke ist ferner, wenn sich immer wieder donnerstags der Sauna-Stammtisch im "Schlenkerla", einer Bamberger Institution, trifft. Als wenn es nicht genügte, im Geschmack des aus Eichenfässern gezapften Rauchbieres zu schwelgen, schwitzen die Herrschaften auf schwerem Gestühl in der stets und ständig überfüllten Klause, die vor fast 600 Jahren erstmals den Weg in die Archivbücher fand.
Der Name ist Programm
Über einem Buchenholz-Feuer getrocknete Gerste ist das Geheimnis jenes "Aecht Schlenkerla Rauchbieres", das heute selbst in Japan, Schweden und Amerika vertrieben wird und, bei aller Tradition, mittlerweile auch im Internetversand zu haben ist. Aber Vorsicht, der Name ist Programm: Das "Schlenkerla" ist nach dem schlenkernden Gang eines früheren Brauers benannt. Der war Folge eines Unfalls. Für das Bier gilt jedoch auch heute: Es kann einen ganz schön schlenkern lassen! (pg)