Ende der Relaisstation Kigali: Bilder einer bewegten Geschichte
Nach 50 Jahren hat die DW am 28. März ihre letzte selbst betriebene Relaisstation abgeschaltet. Wir sagen: Danke, Kigali! Und verabschieden uns mit einigen Erinnerungen in Bildern.
Tschüss, Kigali!
In den Hügeln Kigalis, auf 1500 Höhenmetern, steht die letzte Relaisstation der DW. Jetzt wird sie dicht gemacht, der Sendebetrieb eingestellt, Anlagen nach und nach abgerissen. Für alle, die einmal hier gearbeitet haben, ist Kigali ein Stück Heimat - mit vielen guten, aber auch schmerzlichen Erinnerungen.
So ging's los
Die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und Ruandas vereinbaren die Errichtung der Relaisstation in der Hauptstadt Kigali. 1963 unterzeichnen Hans Otto Wesemann, der erste Intendant der DW, und Ruandas damaliger Präsident Grégoire Kayibanda den Gründungsvertrag. In Kigali soll das Radiosignal der DW aus Köln empfangen, verstärkt und über ganz Afrika verbreitet werden.
Aufbau und Aufbruch
Auf 750.000 Quadratmetern entsteht die neue Sendestation - damals noch einige Kilometer außerhalb von Kigali. Neben Antennen, einem Sender- und einem Studiogebäude werden auch Wohnhäuser für die Beschäftigten gebaut. Inzwischen ist Kigali gewachsen, hat mehr als eine Million Einwohner und die Relaisstation liegt nicht mehr außerhalb, sondern mitten in der Stadt.
Eine "funktechnisch günstige Lage"
"Jeder in unserem Hause weiß, dass in Afrika eine Relais-Station im Aufbau ist. Aber nicht allen ist bekannt, wo und wie das geschieht", schreibt die DW in einer Mitarbeiterzeitschrift aus dem Jahr 1964. "Der Sender mit 600 Watt kann in ganz Rwanda gehört werden und erreicht während des Tages auch die Nachbarstaaten Kongo, Uganda, Tanganyika und Kenya".
Arbeitsplatz und Zuhause
In den Jahren danach ist die Reichweite gewachsen - in ganz Afrika kann man DW-Sendungen über Kurzwelle empfangen. Mehr als ein Dutzend Ingenieure der DW und bis zu 100 ruandische Ortskräfte arbeiten und leben in Hochzeiten auf der Relaisstation. Sie ist nicht nur Sendeanlage, sondern auch Zuhause.
Gruppenbild mit Genscher
Wer auf der Relaisstation arbeitet, lernt auch viele Staatsgäste aus Deutschland kennen: 1978 ist der ehemalige deutsche Außenminister und Vize-Kanzler Hans-Dietrich Genscher (Mitte) zu Gast. Ehemalige Mitarbeiter erinnern sich: Weil es auf der Sendestation so schön grün war, haben sich Politiker oft dort getroffen, statt in der deutschen Botschaft.
Ein Bierchen nach dem Feierabend
"Die deutsche Kneipe in der Relaisstation war jahrelang die beliebteste in ganz Kigali", erinnert sich Gerd Höfs (zweiter von links). Er hat in den 70er und 80er Jahren als Ingenieur auf der Station gearbeitet. Die Kneipe gibt es heute nicht mehr, aber Gerd Höfs arbeitet nach wie vor für die DW - nicht in Kigali, sondern in Bonn.
Zeugen des Völkermords
Die Relaisstation erlebt auch das dunkelste Kapitel der ruandischen Geschichte: 1994 tobt in dem Land ein Völkermord, bei dem innerhalb von hundert Tagen bis zu eine Million Menschen getötet werden - darunter auch ruandische DW-Mitarbeiter.
Neuanfang
Ruanda ist nach dem Genozid ein anderes Land und auch auf der Relaisstation ist nichts mehr, wie es einmal war. Nachdem sich die Lage im August 1994 beruhigt hat, kehren vier deutsche DW-Mitarbeiter zur Station zurück. Von den bis zu 100 beschäftigten Ortskräften nehmen 68 im Spätsommer wieder ihre Arbeit auf.
Besuch vom Bundespräsidenten
2008 bekommt der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler (rechts) eine Führung durch die DW-Sendehallen in Kigali. Köhler gilt als einer, der mit Leidenschaft dabei ist, wenn es um Afrika geht. Einer, der vor allem die vielen Chancen des Kontinents sieht.
Kigali geht, die DW bleibt in Afrika
50 Jahre lang, vom 24. Oktober 1965 bis zum 28. März 2015, sendet die DW über Kurzwelle aus Kigali, zuletzt in den Sprachen Englisch, Französisch, Haussa, Amharisch und Kisuaheli. Auch wenn diese Sendehallen bald nicht mehr genutzt werden - die DW bleibt ihren Hörern in Afrika erhalten, mit Berichten und Reportagen aus Ruanda, Afrika und der Welt.