Nur noch Formsache
14. Juli 2009Kompetent, fleißig, kompromissbereit
Buzek ging zurück an die Hochschule. 2004 feierte er schließlich seine Rückkehr in die Politik: Mit seinem Einzug als Parlamentarier ins Europäische Parlament. Dort agierte er während der letzten Legislaturperiode eher im Hintergrund, war Mitglied im Ausschuss Industrie, Forschung und Energie. Parteiübergreifend gilt Buzek als kompetent, fleißig und kompromissbereit, sagt der CDU-Europapolitiker Elmar Brok. "Er hat sich immer um Ausgleich bemüht - und der Parlamentspräsident repräsentiert das Parlament. Er steht nicht im Zentrum der politischen Auseinandersetzung, er muss bei Staats- und Regierungschefs angesehen sein und ich glaube, das verkörpert Herr Buzek sehr gut."
In seinem Heimatland zählt der 69 Jahre alte Konservative schon jetzt zu den wichtigsten Politikern. Er wurde 1940 im Gebiet um die heutige polnisch-tschechische Grenzstadt Teschen geboren, bis heute eine lutherische Enklave. Das erklärt auch, warum Buzek im sonst überwiegend katholischen Polen der evangelischen Kirche angehört. In Gleiwitz studierte er an der Fakultät für Energiewirtschaft und durfte zu Beginn der 70er Jahre, lange bevor er zum Regimekritiker wurde, zu einem Stipendienaufenthalt nach Cambridge fahren.
Mehr als eine Personalie
Schon früh träumte er einen Traum: Irgendwann einmal wollte er Abgeordneter in einem freien Polen sein. Diesen Traum konnte er bereits in den letzten fünf Jahren verwirklichen. Jetzt kann er auch als erster Osteuropäer an der Spitze des EU-Parlaments Maßstäbe setzen. Wie, davon hat der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok schon eine klare Vorstellung: "Herr Buzek wird die neuen Mitgliedsstaaten ins Zentrum des europäischen Interesses rücken und das dient Polen, das dient aber auch den anderen neuen Mitgliedsländern." Für das Parlament sei die Entscheidung für Buzek mehr gewesen als eine gewöhnliche Personalie, sagt Brok. "Das ist ein politisches Signal, diesen neuen Mitgliedsstaaten auch im Parlament zu zeigen: ihr seid voll akzeptiert, ihr seid gleichwertig, ihr habt das Recht, den Parlamentspräsidenten zu stellen."
Zweieinhalb Jahre hat Buzek jetzt Zeit, seine europäischen Visionen zu verwirklichen. Wie schon in der Vergangenheit haben sich die Konservativen mit den Sozialdemokraten darauf geeinigt, dass ihr Kandidat nach der Hälfte der Amtszeit, zurücktritt und dann ein Sozialist zum Präsidenten gewählt wird. Als Favorit gilt derzeit der SPD-Politiker Martin Schulz.
Autorin: Anja Fähnle
Redaktion: Manfred Götzke