Es war einmal …
2. April 2005Hans Christian Andersen wurde 1805 in Odense auf der Insel Fünen geboren. "Mein Leben ist ein schönes Märchen, so reich und glücklich" beginnt Andersens Beschreibung seiner eigenen Lebensgeschichte, die Wirklichkeit aber sah alles andere als märchenhaft glücklich aus. Es war ein ewiger Kampf, vor allem um Anerkennung.
Ewige Themen des Werkes
Nach Ansicht von Jakob Jörgensen, Dänisch-Lektor an der Skandinavistischen Abteilung der Universität Bonn, war der Märchenautor ein sehr merkwürdiger Mensch. Jörgensen hat sich intensiv mit seinem Landsmann Andersen beschäftigt: "Er ist in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen, hat aber schon früh sein Talent entdeckt und gleichzeitig einen starken Drang gespürt, in der Gesellschaft aufzusteigen." Das ist es, was für Jörgensen den Charakter des Autors ausmacht. Sein Hintergrund und der Aufstieg zum Superstar seien die Themen seines gesamten Werkes.
Harter Weg zum Erfolg
Der Weg vom armen Jungen aus Odense bis zum weltberühmten Schriftsteller war hart und steinig. Er wurde fast als uneheliches Kind geboren, die Eltern heirateten erst kurz vor seiner Geburt. Der Vater war Schustergeselle, die Mutter Wäscherin, der Junge wuchs in bitterarmen Verhältnissen auf. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete seine Mutter wieder. Mit 14 Jahren ging der phantasiebegabte Andersen allein und fast völlig mittellos in die Hauptstadt Kopenhagen, um dort sein Glück zu versuchen. Nach etlichen erfolglosen Versuchen, Fuß zu fassen, wurde sein Talent entdeckt. Da war er bereits 17 Jahre alt.
Lebenslange Folgen der Schulzeit
Seine Gönner steckten ihn in eine Lateinschule, wo er der älteste der Schüler war und brutale Erziehungsmethoden erdulden musste. In der Folge litt er unter Angstzuständen, war hypochondrisch und blieb Zeit seines Lebens unsicher. Auf der anderen Seite legte er eine übersteigerte Selbstliebe an den Tag. Die Anerkennung seines literarischen Werkes war Andersen überaus wichtig - auf die geringste Kritik reagierte er überempfindlich.
In Deutschland von Anfang an geliebt
Gut taten ihm immer wieder die Wertschätzung und Bewunderung, die ihm entgegengebracht wurde. Nachdem er einige Reiseberichte, Gedichte und den Roman "Der Improvisator" herausgebracht hatte, erschienen 1835 die ersten Märchen, auch in Deutschland. Von hier aus ging die Karriere dann steil bergauf. Sein Verhältnis zu Deutschland war sehr gut, sagt Jakob Jörgensen. "Er bekam in Deutschland sehr früh Verleger und verkaufte dort viele Bücher. Man hat ihn von Anfang an geliebt. Und es gab für ihn so viel Inspiration für sein Werk aus der deutschen Literatur, Chamisso, Hoffmann, Tieck."
Lesenswerte späte Werke
156 Märchen hat Andersen gedichtet, weltberühmt wurde er mit ungefähr 20 von ihnen. Daneben schrieb er 6 Romane, über 1000 Gedichte, viele Reiseberichte sowie etwa 50 Theaterstücke, die aber erfolglos waren.
Es lohnt sich mehr von Andersen zu lesen, alle seine Romane sind ins Deutsche übersetzt, und insbesondere seine späten Märchen sind lesenswert, sagt Jakob Jörgensen. "Da wird er philosophischer, und in einigen Hinsichten tiefer in seinen psychischen Entdeckungen oder Expeditionen." Ein sehr schwieriges Märchen sei zum Beispiel "Der Schatten", aber jedes Mal wenn er es lese, so Jörgensen, entdecke er es neu.