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PolitikAsien

EU erlebt Imageverlust in Südostasien

David Hutt
19. April 2024

Einer aktuellen Umfrage zufolge hat die EU in Südostasien an Ansehen verloren. Gegenüber dem Brüsseler Vorstoß für Freihandel und eine regelbasierte Ordnung zeigen die Befragten sich skeptisch.

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Flaggen vor dem Gebäude der Europäischen Kommission
EU: Ansehensverlust in Südostasien?Bild: Kenzo Tribouillard/AFP/Getty Images

Das Ansehen der Europäischen Union in Südostasien hat gelitten. Das zeigen die Ergebnisse einer jüngsten Umfrage in der Region, die vom soziologischen Forschungsinstitut ISEAS-Yusof Ishak in Singapur erhobenen.

Im Januar und Februar dieses Jahres hatten Forscher rund 2.000 Vertreter aus der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Singapur, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Myanmar, Laos und Brunei befragt.

Die Ergebnisse deuten vor allem eines an: Das Vertrauen in die EU ist im Vergleich zum letzten Jahr gesunken. Nur 14 Prozent der Befragten sehen die EU noch als führenden Verfechter des globalen Freihandels an. Vor einem Jahr waren es noch fast 22 Prozent.

Auf dem Ranking der vertrauenswürdigen Länder und internationalen Organisationen, die sich für regelbasierte Ordnung einsetzen, ist die EU vom zweiten auf den dritten Platz gerutscht hinter den USA und dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN).

"Kooperation mit Südostasien verstärken"

Außerdem zeigt es sich, dass das Vertrauen in die Fähigkeiten und den Willen der EU, Frieden, Sicherheit, Wohlstand und gute Regierungsführung weltweit zu fördern, auch schwindet. Nur 41 Prozent der Befragten sind von der Fähigkeit überzeugt. 2023 waren es noch 51 Prozent.
Von denjenigen, die der EU kein Vertrauen ausgesprochen haben, ist fast ein Drittel der Ansicht, Brüssel sei vor allem mit sich selbst beschäftigt anstatt mit den globalen Herausforderungen.

"Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen, dass die Europäische Union ihre Kooperationsbemühungen mit Südostasien deutlich verstärken muss", sagt David McAllister, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments.

Bernd Lange, Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel des Europäischen Parlaments, beschrieb die Umfrage als "ein bisschen wie ein schlechtes Zeugnis. Es ist klar, dass wir noch einige Hausaufgaben zu erledigen haben."

Blick auf Zerstörungen in Khan Yunis, Gazastreifen
Bewegt auch die Öffentlichkeit in Südostasien: der Krieg in GazaBild: Ali Jadallah/Anadolu/picture alliance

Ansehensverlust durch Gazakrieg

Am meisten habe die Position der EU gegenüber dem Krieg zwischen Israel und der Hamas zu dem Ansehensverlust beigetragen, sagt Bridget Welsh, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Asien-Forschungsinstitut der Universität Nottingham in Malaysia. "Viele Menschen in Südostasien halten die uneingeschränkte Unterstützung Israels (durch die EU) und das Gemetzel an den Palästinensern in Gaza für inakzeptabel", so Welsh im DW-Interview.

Derselben Umfrage zufolge stufen die Südostasiaten den Gaza-Konflikt als das wichtigste geopolitische Thema ein, noch vor den eigenen Herausforderungen in der Region wie etwa den zunehmenden Spannungen im Südchinesischen Meer und den bürgerkriegsähnlichen Situationen in Myanmar.

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Malaysia und Indonesien im Clinch mit der EU

Schon vor der Eskalation im Gazastreifen stritt die EU mit Malaysia und Indonesien. Beide Länder sind weltweit die größten Palmölproduzenten. Die EU plant ein Einfuhrverbot von Waren, durch die ganze Wälder abgeholzt wurden. Mehrere südostasiatische Staaten argumentieren hingegen, dies beeinträchtige ihren Agrarsektor auf unfaire Weise. Zudem erkenne Brüssel die von ihnen unternommenen Bemühungen zum Klimaschutz nicht an.

Nachdem Malaysia den Fall vor die Welthandelsorganisation (WTO) gebracht hatte, entschied diese im März zugunsten der EU. Allerdings schloss sie sich auch einigen Kritikpunkten Malaysias an, zum Beispiel wie die EU ihre Entwaldungsverordnung (EUDR) verabschiedete. Unternehmen stehen nach EUDR in der Pflicht, Sorgfaltspflichten zur Reduktion von globaler Entwaldung zu erfüllen. Der "Bewaldungsstatus" von Erzeugungsflächen muss entlang der Lieferkette nachgewiesen werden.

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Trotz dieser Probleme zeigten die jüngsten Ergebnisse, dass das Vertrauen in die EU als Partner der ASEAN weiterhin stark bleibe, sagt Sprecher der EU-Kommission für Außen- und Sicherheitspolitik, Peter Stano, im DW-Interview.

So habe die Umfrage etwa ergeben, dass die EU nach China, den USA und Japan der viertwichtigste Dialogpartner der ASEAN sei, so Stano. Auch habe die EU ihre Rolle als bevorzugter strategischer Partner der ASEAN im Hintergrund der Rivalität zwischen China und den USA beibehalten. Zwar habe sich die Position der EU dieses Jahr insgesamt leicht abgeschwächt, doch ihre Rolle würde positiv bewertet.

Stano weist darauf hin, dass man nicht zu viel in die Umfrage hineininterpretieren solle, da sich die Zusammensetzung der Befragten hinsichtlich geografischer Lage und Sektor von Jahr zu Jahr ändere. So konzentrierten sich die Forscher in diesem Jahr beispielsweise mehr auf die Politik und den privaten Sektor, aber weniger auf die Einschätzung durch Denkfabriken.

Auch Rahul Mishra von der thailändischen Thammasat-Universität zeigt sich hinsichtlich der Ergebnisse der Umfrage skeptisch. "Es ist erstaunlich, dass die Beiträge der EU und ihr aktives Engagement in der Region in der Umfrage nicht angemessen richtig gespiegelt werden", so Mishra. Die Meinungsforscher hätten ihre Fragen sorgfältiger formulieren können, sagt Mishra.

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"Keine Zauberformel"

Insgesamt deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass Brüssel noch viel Arbeit vor sich hat, um die Südostasiaten von den langfristigen Interessen der EU in der Region zu überzeugen.

"Für das Anliegen, unser Image zu verbessern und sicherzustellen, dass wir als guter Handels- und Kooperationspartner wahrgenommen werden, gibt es keine Zauberformel", sagt der EU-Parlamentarier Bernd Lange, Mitglied der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Südostasiens und ASEAN.

"Es geht darum, die Ärmel hochzukrempeln, sich mit unseren Freunden in Thailand, den Philippinen und Indonesien zusammenzusetzen und faire Vereinbarungen zu treffen, die allen helfen, zu wachsen und sich in Zukunft sicher zu fühlen", so der deutsche Politiker zur DW. "Wir müssen zeigen, dass wir uns langfristig engagieren und bereit sind, zuzuhören, zu lernen und uns gegenseitig zu unterstützen."

Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp

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