Experten schlagen internationales Kreditregister vor
9. Februar 2009Die internationalen Märkte müssen transparenter sein, damit es nicht noch einmal zu einer solchen Finanzkrise kommt. Das ist das Ergebnis der Expertengruppe 'Neue Finanzarchitektur', die die Bundesregierung berät. Ihre Idee: Mit Hilfe von Informationen über Kredite auf weltweiten Märkten soll eine Landkarte erstellt werden, die das Risiko einzelner Regionen anzeigt. Otmar Issing, der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank und Leiter der Expertengruppe erklärt, man könne sich diese wie einen Globus vorstellen, auf dem Warnlampen aufleuchten, wenn es Probleme gäbe.
Wirrwarr bei der Erfassung von Daten
Die Expertengruppe arbeitet Vorschläge aus, die die Bundesregierung den anderen Staaten auf dem nächsten Krisengipfel in London vorschlagen wird. Deutschland setzt sich schon länger für eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte ein, und sieht sich in seinen Vorschlägen nun durch die Krise bestätigt. Einer der Gründe für die Krise sei ein ein großes 'Wirrwarr bei der Erfassung von Daten' gewesen, das verhindert habe dass man zu gemeinsamen Bewertungen komme, sagt Angela Merkel.
Bisher hatten sich vor allem Großbritannien und die USA gegen strengere Regeln für die Finanzmärkte gesträubt. Deutschland hatte schon während seine G8-Präsidentschaft 2007 gefordert, dass insbesondere für Hedge-Fonds strengere Regeln gelten sollen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Seit der Wirtschaftskrise und unter der neuen US-Regierung, sieht Bundeskanzlerin Merkel jetzt für den Gipfel in London eine neue Chance den Finanzmärkte strammere Zügel anzulegen. Der amerikanische Präsident Barack Obama habe ihr versichert, dass auch er Handlungsbedarf sehe. Er werde die grundsätzlichen Probleme nicht vergessen bei der Lösung der aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Deutschland will internationales Kreditregister
Konkret möchte die Bundesregierung ein internationales Kreditregister einführen. Auf nationaler Ebene gibt es bereits Register, die zeigen welche Unternehmen wo Geld aufgenommen haben. Eine weltweite Erfassung solcher Daten würde zu mehr Transparenz führen. Große Unternehmen, Branchen oder Regionen könnten sich nicht mehr so stark verschulden ohne das das damit verbundene Risiko bekannt würde.
Allerdings rechnet Bundesfinanzminister Steinbrück nicht mit einem schnellen Erfolg. Es werde einige geben, die neugierig sind und es werde einige geben, die das erstmal missverstehen, erklärt er. Deutschland werde bei solchen Initiativen häufig unterstellt, alles bürokratisieren zu wollen. Es werde nötig sein, ‚den Stein stetig zu höhlen und auch Werbung zu betreiben.’ Mit dem Höhlen des Steins will die Bundesregierung bereits in zwei Wochen beginnen. Für den 22. Februar hat sie alle europäischen Teilnehmer des Finanzgipfels Treffens schon einmal nach Berlin eingeladen.