Fahndung nach Tatverdächtigem
3. Mai 2010Rotes Oberteil unter dunklem Hemd - das Verhalten eines Mannes kurz nach dem Anschlagsversuch auf dem Times Square in New York am Samstag (01.05.2010) scheint die Ermittler auf eine erste Spur gebracht zu haben.
Verdächtiger Mann in Tatortnähe
Die Polizei der US-Metropole fahndet nach der Auswertung von Videomaterial nach einem Verdächtigen, der in Fahrzeugnähe das dunkle Hemd ausgezogen hat und mit einem roten Oberteil weitergegangen ist. Der Unbekannte im Alter zwischen 40 und 50 Jahren steckte das Hemd verstohlen in eine Tasche, wie aus den am Sonntag (02.05.2010) veröffentlichten Aufnahmen hervorgeht. Er drehte sich zudem um und schaute auf den Geländewagen, aus dem Qualm aufstieg.
Die New Yorker Polizei und FBI-Ermittler müssen nach eigenen Angaben noch hunderte Stunden von Videomaterial aus Überwachungskameras vom Times Square auswerten. Polizeichef Kelly betonte bei einer Pressekonferenz, es bestehe die Möglichkeit, dass der gesuchte Mann unschuldig sei. Die vollständige Auswertung des Videomaterials von der Gegend um den Times Square werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. "Ich glaube wir haben 82 Kameras in dem Gebiet", sagte Kelly. Bislang sei lediglich das Material von 30 der Kameras gesichtet worden.
Ermittler in Pennsylvania
Von dem Mann existiere möglicherweise auch eine Nahaufnahme, die ein Tourist auf dem Times Square aufgenommen habe, erklärte Kelly weiter. Seine Beamten seien auf dem Weg in einen kleinen Ort in Pennsylvania, um weitere Informationen über den Verdächtigen einzuholen.
Der Täter hatte am Samstagabend gegen 18.30 Uhr Ortszeit einen Geländewagen mit laufendem Motor am Times Square abgestellt und das Weite gesucht. Die Bombe in dem Fahrzeug hatte er offensichtlich entzündet, aber nicht zur Explosion gebracht. "Wir haben großes Glück, dass sie nicht in die Luft gegangen ist", erklärte Kelly.
Erste Untersuchungsergebnisse
Unterdessen ergaben Untersuchungen, dass es sich bei dem im Tatfahrzeug gefundenen Pulver um nicht-explosiven Dünger handelte. Dennoch hätte die Bombe einen "beträchtlichen Feuerball" erzeugen und Menschenleben bedrohen können, erläuterte Kelly.
Der Sprengsatz bestand laut Kelly aus Materialien, "die überall zu bekommen sind". Ein Behälter mit Feuerwerkskörpern sei an zwei Wecker angeschlossen gewesen. Eine der Uhren war auf Mitternacht gestellt. Der Behälter habe zwischen zwei Benzinkanistern mit zusammen etwa 19 Litern Treibstoff gestanden. Von ihnen führten Drähte zu drei Propangasflaschen.
Keine eindeutigen Terrorhinweise
Nicht bewahrheitet haben sich nach Angaben des Polizeichefs erste Hinweise, dass eine internationale Terrororganisation hinter der Autobombe stecken könnten. Eine pakistanische Talibangruppe hatte sich in einem Internet-Video zu dem Anschlag bekannt und ihn als Vergeltung für den Tod zweier Islamistenführer Mitte April bezeichnet. Das auf die Beobachtung terroristischer Aktivitäten spezialisierte IntelCenter meldete jedoch Bedenken an: Es sei sehr unwahrscheinlich, dass der Anschlag wirklich innerhalb so kurzer Zeit nach dem Tod der Islamistenführer geplant und umgesetzt wurde, hieß es. Auch Korrespondenten in Pakistan äußerten Zweifel an der Täterschaft der Taliban.
US-Präsident Barack Obama lobte die "schnelle und entschlossene" Reaktion in New York auf den Anschlagsversuch. Die US-Regierung werde alle nötigen Schritte unternehmen, um die Bevölkerung zu beschützen, das Verbrechen aufzuklären und dafür zu sorgen, "dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird", sagte Obama während eines Besuchs in der Ölpest-Region am Golf von Mexiko.
Autorin: Marion Linnenbrink (ap, dpa, afp)
Redaktion: Martin Schrader