Festnahme nach Briefbomben in USA
26. Oktober 2018Bei den Fahndungen nach dem Absender der mutmaßlichen Briefbomben in den USA hat es eine erste Festnahme gegeben. Auf einem Parkplatz in Miami sei ein Mann in Verbindung mit dem Fall festgesetzt worden, so eine Sprecherin des Justizministeriums. Laut Medienberichten ist der Mann polizeibekannt und um die 50 Jahre alt.
Die US-Justizbehörden gehen davon aus, dass es sich bei dem festgenommenen Mann um den Täter handelt. Der Mann wurde offiziell wegen fünf Vergehen beschuldigt, wie Justizminister Jeff Sessions vor Journalisten in Washington mitteilte. Dazu zählten die "illegale Versendung von Sprengstoffen" und "Drohungen gegen frühere Präsidenten". Sollte er für schuldig befunden werden, drohen ihm laut Sessions 58 Jahre im Gefängnis.
Durch Fingerabdrücke überführt
FBI-Chef Christopher Wray bestätigte bei der Pressekonferenz, dass es sich bei dem Festgenommenen um Cesar Sayoc handelt. Seine Fingerabdrücke seien auf einem der versandten Päckchen an eine Kongressabgeordnete gefunden worden. Er warnte, es könnten noch weitere Päckchen unterwegs sein, die wie die sichergestellten Sendungen "potenziell explosives Material" enthalten könnten.
Präsident Donald Trump verurteilte die Taten des mutmaßlichen Briefbomben-Absenders scharf. "Diese terrorisierenden Handlungen sind verachtenswert und haben keinen Platz in unserem Land", so Trump vor Journalisten im Weißen Haus. Man dürfe niemals zulassen, dass politische Gewalt in den USA Wurzeln schlage. Der Republikaner erklärte, der oder die Täter würden zur Rechenschaft gezogen werden.
Der Fall der mutmaßlichen Briefbomben trifft den Wahlkampf in den USA vor den bevorstehenden Kongresswahlen mit voller Wucht. Trump deutete Zweifel an der Echtheit der Bomben an. In einem Tweet am Freitag sprach er von "dem Bomben-Zeug", das seinen Wahlkampf negativ beeinflusse. Indirekt machte er die Medien und ihre kritische Berichterstattung für die Straftaten mitverantwortlich.
Kurz vor der Festnahme in Miami waren in Florida und in New York zwei weitere verdächtige Päckchen gefunden worden. Eine der Sendungen war an den demokratischen Senator Cory Booker aus New Jersey andressiert - man habe sie in einer Postsortieranlage in Florida sichergestellt, so das FBI auf Twitter. Das andere Paket sollte an den ehemaligen Nationalen Geheimdienstdirektor James Clapper gehen und trug die Adresse des New Yorker Sitzes von CNN, wie der Fernsehsender berichtete. Unklar ist, welchen Schaden die insgesamt nun zwölf Sprengsätze bei einer Explosion hätten anrichten können.
Anleitung aus dem Internet
Laut Behördenangaben ähneln sich die sichergestellten Briefbomben sehr. Als vermeintlicher Absender wird nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters auf vielen der Päckchen das Büro der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz in Florida angegeben.
Die Baupläne für die an prominente Demokraten und Kritiker Trumps versendeten Paketbomben stammen nach Angaben aus Ermittlerkreisen aus dem Internet. Die Anleitungen für den Bau solcher Sprengsätze seien im Netz weit verbreitet. Die Anweisungen seien zum Beispiel auf Internetseiten und in Propagandaportalen von islamischen militanten Gruppen wie Al-Kaida und der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu finden.
Mindestens zwölf Paketbomben verschickt
Insgesamt wurden seit Montag zwölf mutmaßliche Paketbomben abgefangen. Zu den Empfängern und Empfängerinnen zählen neben James Clapper und Cory Booker der früheren demokratische US-Präsident Barack Obama, die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, der Milliardär George Soros, Obamas früherer Justizminister Eric Holder, Ex-Vizepräsident Joe Biden und der Schauspieler Robert de Niro. Wie die anderen Empfänger ist De Niro ein erklärter Trump-Gegner, ebenso wie die demokratische Kongressabgeordnete Maxine Waters, an die offenbar zwei Pakete geschickt wurden. An das von Trump wiederholt als "Lügenpresse" bezeichnete CNN ging neben dem Paket für Clapper auch eine an Ex-FBI-Chef John Brennan adressierte Sendung - Brennan arbeitet für den Sender.
ie/uh (afp, dpa, ape, rtr)