Foodwatch kritisiert Spekulationsgeschäfte
25. Februar 2013Haben Geldanlagen, die auf Nahrungsmitteln beruhen, Einfluss auf die Preise? Das ist seit langem umstritten. Die Verbraucherorganisation Foodwatch legt in ihrer Kritik an der Deutschen Bank sowie dem Versicherungskonzern Allianz nun nach. Dokumente zeigten, dass die volkswirtschaftlichen Abteilungen der beiden Finanzriesen in der Vergangenheit eingeräumt hätten, dass solche Geschäfte Einfluss auf die Agrarpreise haben. Später hätten aber beide Häuser argumentiert, sie hielten an den umstrittenen Praktiken fest, weil es keine Beweise für negative Auswirkungen gäbe. Das teilte Foodwatch am Sonntag (24.02.2013) in Berlin mit. Auch der "Spiegel" hatte darüber berichtet. Foodwatch und andere Kritiker sind der Ansicht, dass die Spekulationsgeschäfte den Hunger in der Welt verschärfen.
Weiter spekulieren trotz Warnung
In einem Allianz-Papier soll es bereits 2008 geheißen haben: "Die Preisausschläge an den Agrarmärkten wurden durch spekulative Faktoren nicht ausgelöst, aber verstärkt." Die Deutsche-Bank-Anteilung DB Research soll in einem Dokument gewarnt haben: "Solche Spekulationen können für Landwirte und Verbraucher gravierende Folgen haben und sind im Prinzip nicht akzeptabel." Der Chefvolkswirt der Bank habe aber laut Foodwatch im Juni 2012 einem Bundestagsausschuss erläutert, es gebe "kaum stichhaltige empirische Belege für die Behauptung, dass die zunehmende Bedeutung von Agrarfinanzprodukten zu Preissteigerungen oder erhöhter Volatilität geführt hat".
"Der eigentliche Skandal ist, dass Deutsche Bank und Allianz ganz genau wissen, welchen Schaden sie mit ihren Finanzprodukten anrichten - aber die Öffentlichkeit täuschen und sogar den Bundestag belügen, um weiterhin ohne Skrupel Geschäfte auf Kosten Hungernder zu machen", meinte Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Die Deutsche Bank hatte Mitte Januar angekündigt, trotz der Kritik an den Finanzanlagen auf Basis von Agrarrohstoffen festzuhalten. Nach einer ausführlichen Prüfung habe man "keinen Nachweis gefunden, dass die Spekulation für die Preisentwicklung verantwortlich ist", hatte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen am Rande der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin gesagt. Der Vorstand habe daher beschlossen, entsprechende börsennotierte Fonds wieder zu vertreiben.
Wissenschaftlich wird das Thema kontrovers diskutiert. Termingeschäfte auf Agrarpreise sind bereits seit Jahrzehnten üblich, da Bauern damit ihr Einkommen aus den schwer vorauszusehenden Ernteerträgen absichern konnten. In der jüngsten Vergangenheit haben solche Derivatgeschäfte - wie in anderen Bereichen auch - allerdings neue Dimensionen angenommen.
rbr/as (dpa, afp, kna)