Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor Gericht
23. April 2014Seit fast 40 Jahren hält Bernie Ecclestone alle Fäden der Formel 1 in der Hand. Er hat den PS-Zirkus seitdem in ein milliardenschweres Unternehmen und zu einer der profitabelsten Sportveranstaltungen der Welt gemacht. Aus seinen extravaganten Geschäftsmethoden hat der ehemalige Gebrauchtwagenhändler nie einen Hehl gemacht. "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, wir sind die Mafia", sagte der Brite in der Vergangenheit. Genau solche, teils fragwürdigen, Geschäfte könnten dem 83-Jährigen jetzt zum Verhängnis werden. Seit Donnerstag (24.04.2014) muss er sich wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall vor dem Münchener Oberlandesgericht verantworten. "Das Ganze ist doch nur ein sehr, sehr kleiner Teil meines Lebens, es sollte eigentlich keine Rolle spielen. Aber im Moment kostet es mich viel Zeit", sagte Ecclestone im ARD-Interview selbstbewusst.
Bestechungsgeld in Millionen-Höhe
Den Prozess wolle er nutzen, um den Menschen die Fakten mitzuteilen. Doch genau um diese Fakten herrscht derzeit noch Uneinigkeit. Der Formel-1-Boss soll dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben, um seine Macht zu sichern. Es ging demnach um den Verkauf von Formel-1-Anteilen der Bank an den britischen Investor CVC. Das Investmentunternehmen hatte zuvor klar gemacht, Ecclestone als Geschäftsführer der 'Formula One Group' behalten zu wollen.
Dem Gegenüber stehen die Aussagen von Gribkowsky, der wegen der Annahme des Geldes bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Der frühere Bank-Manager belastet Ecclestone schwer, dieser bestreitet die Vorwürfe jedoch und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Der Deutsche habe gedroht, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden zu melden.
"Wir würden ihn feuern"
Im Falle einer Verurteilung drohen dem F1-Boss bis zu zehn Jahre Haft. CVC, das 2006 die Formel-1-Rechte erworben hatte, kündigte im Falle eines Schuldspruchs klare Konsequenzen an: "Wäre bewiesen, dass Herr Ecclestone irgendetwas auf kriminelle Art und Weise falsch gemacht hat, würden wir ihn feuern", sagte Donald MacKenzie, Mitbegründer des Investmentunternehmens, Ende des vergangenen Jahres. Seit längerer Zeit wird gemutmaßt, dass eine Headhunter-Firma mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger beauftragt wurde.
Ein- bis zweimal in der Woche wird Ecclestone nun auf der Anklagebank Platz nehmen müssen, 26 Verhandlungstage sind bis Ende September angesetzt. Obwohl die Kritik aus dem Formel-1-Umfeld zuletzt immer lauter wurde, nachhaltig schaden konnte dem 83-Jährigen bisher kein Skandal und keine fragwürdige Aussage. Das könnte sich nun aber ändern, denn Ecclestone drohen die Fäden zu entgleiten und die Formel 1 könnte im Herbst ohne Chef dastehen.