Frau von Nobelpreisträger Liu unter Arrest
11. Oktober 2010"Freunde, ich bin zurück Zuhause. Am 8. (Oktober) wurde ich unter Hausarrest gestellt", wurde am Montag (11.10.2010) über die Twitter-Adresse von Liu Xia mitgeteilt. "Ich weiß nicht, wann ich irgendjemanden sehen kann", hieß es weiter. Die Ehefrau von Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo schrieb über den Twitter-Dienst aber auch, dass sie ihren Mann am Sonntag im Gefängnis habe besuchen dürfen. "Habe Xiaobo gesehen. Das Gefängnis hat ihm die Nachricht von seinem Preis in der Nacht zum 9. (Oktober) überbracht." Die Twitter-Nachricht wurde von einem engen Freund, dem Dissidenten Wang Jinbo, bestätigt.
Die US-Organisation "Freedom Now" hatte am Wochenende auf ihrer Website mitgeteilt, dass Liu Xia keine Straftat vorgeworfen werde, sie dürfe ihre Wohnung aber nicht mehr verlassen. Auch ihr Mobiltelefon dürfe sie nicht mehr benutzen.
Treffen hinter Gittern
Frau Liu hatte am Wochenende ihren inhaftierten Mann im Gefängnis er 500 Kilometer von Peking entfernten Stadt Jinzhou besuchen dürfen. Dort sitzt Liu Xiaobo eine elfjährige Haftstrafe wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" ab. Der Friedensnobelpreisträger habe mit Tränen auf die freudige Nachricht aus Oslo reagiert, heißt es. "Die Auszeichnung ist für die Märtyrer vom Platz des Himmlischen Friedens", sagte Liu Xiaobo nach Angaben von "Freedom Now". Der Schriftsteller hatte sich 1989 selbst an den blutig niedergeschlagenen Protesten in Peking beteiligt.
Nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo war die chinesische Polizei mit harter Hand gegen dessen Freunde und Unterstützer vorgegangen. Dutzende wurden festgenommen, unter Hausarrest gestellt oder verschwanden. Mindestens 20 Aktivisten wurden allein bei einer Feier am Freitagabend festgenommen. Weitere Festnahmen folgten am Wochenende. Die Mobiltelefone zahlreicher Dissidenten waren entweder abgeschaltet oder besetzt.
Das Osloer Nobelkomitee hatte Liu Xiaobo am Freitag für "seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte" geehrt - ungeachtet aller Warnungen aus Peking. Der 54-Jährige gilt als führender Kopf der "Charta 08" - einem Aufruf für Demokratie und Menschenrechte in China. Während Staats- und Regierungschefs in aller Welt die Auszeichnung begrüßten, reagierte die chinesische Führung empört. Sie bezeichnete Liu Xiaobo als "Kriminellen" und unterband die Berichterstattung in chinesisch-sprachigen Medien über den ersten Friedensnobelpreisträger des Landes. Englischsprachige Medien in China veröffentlichten nur die wütenden Reaktionen der Regierung.
Appell aus Deutschland
Bundestagspräsident Norbert Lammert forderte die chinesische Regierung am Sonntag mit eindringlichen Worten zur Freilassung von Liu Xiaobo auf: "Nehmt die Botschaft dieses Preise ernst. Lasst Liu Xiaobo frei und gebt ihm die Gelegenheit, den Preis in Oslo entgegenzunehmen und die Botschaft dieses Preises nach Peking zurückzubringen."
Autoren: Marion Linnenbrink/Christian Walz (dpa, afp, rtr, dapd)
Redaktion: Hans Ziegler