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Frauen feiern Truppen-Jubiläum

fro/Nina Werkhäuser18. Januar 2002

Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Generalinspekteur Harald Kujat haben kürzlich auf einer Tagung mit 50 Soldatinnen, die im vorigen Jahr zur Bundeswehr kamen, über Schwierigkeiten und Erfolge gesprochen.

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Seit einem Jahr dabei: Soldatinnen in der BundeswehrBild: AP

Der Praxistest hat gezeigt: Auch nach einem Jahr passt bei der Bundeswehr noch nicht alles für die Soldatinnen. Stabsunteroffizier Martina Rath berichtet dem Verteidigungsminister von kleinen Problemen mit der Dienstkleidung: "Die Sporthose ist für Frauen viel zu kurz, wenn man sich damit bückt, dann ist alles aus." Sie fragt sich außerdem, warum die Knopfleisten bei den Uniformjacken der Frauen auf der anderen Seite sind, und weshalb es für Soldatinnen eigentlich keinen Dienst-Badeanzug gibt? Solche Sorgen seien doch Kleinkram, empört sich eine Kameradin, nachdem 20 Minuten lang über Kleidung, Schmuck und Schminke gesprochen wurde. Sie ist der Meinung, dass es weitaus wichtigere Themen zu diskutieren gäbe, als ob sie jetzt Ohrringe tragen dürfe oder nicht.

Akzeptanz bei den Kameraden

Wichtig ist ihr, wie die Soldatinnen in der Bundeswehr von den männlichen Kameraden aufgenommen wurden. Hierzu berichtet eine Soldatin von einem Lehrgang, in dem sie die einzige Frau war: "Das erste, was ich zu hören bekam, war: Was will die denn hier? Die hat sich doch mit Sicherheit verlaufen. Und da hab ich gesagt: Nix da, ich gehöre zu euch, ich mache mit euch zusammen den Lehrgang!"

Frau in der Bundeswehr
Bild: AP

In diesem Punkt decken sich die Erfahrungen der jungen Frauen. Am Anfang mussten alle erst einmal klarstellen, dass sie nicht zimperlich sind und keine Sonderbehandlung wollen. Wer Leistung brachte, wurde schließlich akzeptiert, berichten die Frauen in Uniform. Natürlich klopfen die Männer oft blöde Sprüche, aber da müsse man eben dagegenhalten. Inzwischen bilden Frauen vielerorts Männer im Schießen aus, auch wenn manchem Rekruten das anfangs nicht schmeckt. Insgesamt sei das Klima in den Kasernen durch die Zusammenarbeit von Männern und Frauen besser geworden, meinen die Soldatinnen.

Besseres Klima in den Kasernen

"Es gibt eine Veränderung durch die vielen Frauen in allen Truppenteilen, und die ist sehr angenehm. Man sollte auch nicht vergessen, dass das Miteinander erst mal gelernt werden muss und dass das seit Anfang letzten Jahres ein ganzes Stück weitergegangen ist. Die Männer benehmen sich besser, wenn wir dabei sind, und manchmal fragen sie uns um Rat bei persönlichen Problemen", erzählt Stabsunteroffizier Alexandra Weith. Sie findet es das normalste von der Welt, dass sie als Frau Soldatin ist und fühlt sich voll akzeptiert: "Als ich da reingekommen bin, habe ich mich gegeben wie ich bin und habe erst mal einen Spruch losgelassen. Damit war das Eis gebrochen und alles lief wunderbar."

Die Bundeswehr ist für Alexandra Weith ein attraktiver Arbeitsplatz. Dass sie von Montag bis Freitag in der Kaserne schläft, stört sie nicht. Ihr gefällt es beim Militär besser als in der freien Wirtschaft, wo sie vorher gearbeitet hat. Die Kameradschaft sei ihr besonders wichtig, sagt sie: "Die gegenseitige Hilfe, dass man mal beim anderen mit anpackt, das gibt es in der freien Wirtschaft nicht, da arbeitet jeder für sich, da will jeder für sich alleine Karriere machen."

Positive Bilanz

Für vier Jahre hat Alexandra Weith sich verpflichtet beim Fernmelderegiment 4 in Regensburg, wo sie sich um die Materialbeschaffung kümmert. Sie will Feldwebel werden und glaubt, dass die Karrierechancen für Frauen bei der Bundeswehr ebenso gut sind wie für Männer. Rund 7000 Frauen sind bisher bei der Bundeswehr, und trotz einiger Probleme seien sie schnell und gut integriert worden, fasst Verteidigungsminister Rudolf Scharping die Ergebnisse der Tagung zusammen. Immerhin: 140 Soldatinnen der Bundeswehr sind bereits im Ausland im Einsatz.