Hilfe durch den Klimagipfel?
29. November 2009Kenia ist wie viele afrikanische Länder von immer größeren Dürreperioden betroffen. Monatelang bleibt der Regen aus. Aber wenn er kommt, dann so stark, dass die Ernte davon zerstört wird. In der Hoffnung auf bessere Perspektiven ziehen viele junge Menschen vom Land in die Städte. Doch auch dort gibt es keine Arbeit für sie. Ehemalige Bauern leben heute in Slums.
Natürlich, so Toroitich, sei es wichtig sich in Kopenhagen auf eine Reduktion des Kohlenstoffdioxidausstoßes zu einigen, um weitere Katastrophen zu verhindern. Doch in Kenia sei die Erderwärmung schon jetzt Realität, vor allem für die Armen. "Sie leiden am Meisten", sagt der Mann mit der warmen und zugleich eindringlichen Stimme, "dabei haben sie den Klimawandel gar nicht verursacht." Und so müssten sich die Industrieländer in Kopenhagen endlich auch für einen Ausgleich für die Entwicklungsländer aussprechen.
In Asien wie in Afrika trifft es vor allem die Bauern
Kenia ist nur eines von vielen Entwicklungsländern, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen zu kämpfen haben. Auch verschiedene asiatische Länder sind betroffen. In Bangladesch leiden die Menschen vor allem unter Stürmen, Zyklonen und Überflutungen. Die Folge: Häuser, Straßen, ganze Dörfer werden zerstört. Sazzadur Rahman Chowedhury arbeitet für die Organisation Pro Depon. Ein Partner der Deutschen Katastrophenhilfe und Brot für die Welt. Wegen der zerstörten Strukturen verarmen auch in Bangladesch immer mehr Landwirte. Weil die Erwachsenen ihre Familien nicht mehr allein versorgen könnten, erzählt Chowedhury, müssten nun häufig die Kinder von ehemaligen Bauern aushelfen. "Das sind harte Jobs, die die Kinder machen", sagt er. Das Schlimmste aber sei, dass die Kinder deshalb nicht mehr in die Schule gingen.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen warnt im Vorfeld von Kopenhagen: die Zahl der Kinder, die von klimabedingten Naturkatastrophen betroffen sind, könnte in den nächsten Jahren auf 375 Millionen steigen.
Bis 2100 könnte der Meeresspiegel um gut einen Meter ansteigen
Orstwechsel nach Indonesien. Hier merken vor allem die Fischer die Auswirkungen des Klimawandels, wie Fasdy Tumiwa berichtet, der für eine Nichtregierungsorganisation in Jakarta arbeitet. Immer häufiger, so Tumiwa, würden die Küstenregionen überflutet. Dies liege zum Teil an den unberechenbaren Regenstürmen, die über den Inselstaat hinwegsausen, vor allem aber auch an dem steigenden Meeresspiegel. Im Vorfeld des Klimagipfels von Kopenhagen hat ein internationales Forscherteam neue Berechnungen erstellt. Das Ergebnis: bis zum Jahr 2100 wird der Meeresspiegel um gut einen Meter ansteigen. Das ist doppelt so hoch wie die Schätzungen des Weltklimarats.
Von der Küste Indonesiens in die Hochgebirge Nepals. Und doch ähnelt sich das Bild, das lokale Organisationen zeichnen. Auch im Himalaya geht ein Großteil der Ernte verloren, weil sich die klimatischen Bedingungen des Anbaus verändert haben. Der Klimaaktivist Gehendra Gurung fordert mehr in die Forschung zu investieren. Die beste Möglichkeit den Bauern zu helfen, sei es, neue Getreidesorten zu entwickeln, die auch den veränderten Temperaturen standhalten. "Bis dahin aber", so Gurungs Apell nach Kopenhagen, "müssen die Bauern entschädigt werden, wenn eine Ernte ausfällt."
Menschen aus Kenia und Bangladesch, aus Nepal, Indonesien und vielen weiteren Entwicklungsländern werden zum Klimagipfel reisen. Auch Isaiah Kipyegon Toroitich aus Kenia wird dabei sein und seine Stimme erheben. "Wir Afrikaner", sagt er, "fordern Gerechtigkeit und Verhandlungen auf einer Augenhöhe mit den Industrieländern." Er ist auf alles gefasst, auch auf ein Scheitern. "Wenn uns dies in Kopenhagen verweigert wird, dann wird in die Geschichte eingehen, dass Afrikas Stimme nichts zählt."
In Kopenhagen geht es nicht nur um Temperaturen, sondern auch um das Klima zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern.
Autorin: Sarah Judith Hofmann
Redaktion: Katrin Ogunsade