Hitze in Deutschland: Die Sonne brennt, die Felder auch
Sonnenanbeter kommen seit Wochen voll auf ihre Kosten: blauer Himmel, Hitze, kaum Regen. Die Schattenseite dieses Sommers: trockene Böden, verdorrte Felder, Waldbrände. Und viele Bauern, die um ihre Ernte bangen.
Von grün zu braun
Vor allem im Norden und Osten Deutschlands ist im vergangenen Monat kaum ein Tropfen gefallen. In Sachsen-Anhalt fielen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nur 15 Liter pro Quadratmeter - weniger als ein Viertel des langjährigen Mittels. Mecklenburg-Vorpommern war sonnenscheinreichste Bundesland. Bundesweit fielen im Juni nur 50 Liter pro Quadratmeter - etwa halb so viel wie in normalen Jahren.
Extrem unterschiedliches Extremwetter
Der Niederschlag war nicht nur knapp, sondern auch ungleich verteilt: Während der DWD bereits im Mai in vielen Teilen Niedersachsens vor extremer Waldbrandgefahr warnte, liefen in vielen südwestlichen Orten die Keller voll, und Wassermassen machten Straßen unpassierbar. Auch die Gemeinde Fischbach in Rheinland-Pfalz (Bild) wurde von heftigen Regenfällen heimgesucht.
Höchste Alarmstufe!
Mittlerweile herrscht in fast der gesamten Bundesrepublik Waldbrandgefahr. Doch kein Bundesland ist so stark betroffen wie Brandenburg: Allein in den letzten beiden Wochen hat es dort über 100 Brände gegeben. Im Landkreis Oder-Spree vernichteten die Flammen kürzlich 100 Hektar Wald und Getreide. Laut brandenburgischem Umweltministerium verursachen Menschen mehr als 90 Prozent der Brände.
Im Dauereinsatz
Im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree haben 40 Einsatzkräfte 13 Stunden lang gegen die Flammen gekämpft. Schuld an einem Feldbrand in Rostock war ausnahmsweise kein unachtsamer Mensch, sondern ein (Pech-)Vogel. Laut Polizei soll das Tier einen Kurzschluss in einer Oberleitung verursacht haben und brennend ins angrenzende Feld gestürzt sein.
Not macht erfinderisch
In Sachsen-Anhalt ist die Feuerwehr ebenfalls im Dauereinsatz. Wegen der anhaltenden Trockenheit wird auch das Löschwasser knapp. Die Einsatzkräfte befüllen die Tanks deshalb im nächstgelegenen Schwimmbad. Die Dürre wird allerdings nicht erst dann zum Problem, wenn Wald und Flur in Flammen stehen. Für viele Bauern ist der ausbleibende Regen eine wirtschaftliche Katastrophe.
Frühe Ernte, wenig Ertrag
Die Wetterlage hat viele Bauern gezwungen, sehr früh zu ernten. Laut Deutschem Bauernverband sei bereits der April zu warm und trocken gewesen. Die folgenden heißen Monate haben das Getreide vielerorts schnell reifen lassen. Wegen des fehlenden Regens ist Ertrag jedoch eher kümmerlich. Die heftigen Regenfälle zwischendurch haben zusätzliche Schäden angerichtet und Teile der Ernte vernichtet.
Der Mais macht schlapp
Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais werden erst im Herbst geerntet und sind, mehr noch als Getreide und Raps, auf ausreichend Wasser angewiesen. Doch der Mais lässt vielerorts bereits erkennbar die Blätter hängen. Die Prognose des Deutschen Bauernverbandes ist düster. "Diese Ernteausfälle bedrohen Existenzen", fürchtet Verbandspräsident Joachim Rukwied.
Kein Wasser weit und breit
Dürre hat zwei Gesichter. "Von meteorologischer Dürre spricht man, wenn es innerhalb eines Monats weniger regnet als im langjährigen Mittel", erklärt Stephan Tober vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Das führe schließlich zur landwirtschaftlichen Dürre: zu wenig Wasser im Boden. Darunter leiden die Getreidefelder ebenso wie die hier abgebildeten Elbwiesen in Dresden.
Kakteen statt Eichen?
"Extreme Trockenheit kann Bäume nachhaltig schädigen, sodass sie sich nicht so schnell davon erholen", sagt Ingolf Kühn vom UFZ. Die Vegetation habe ein Gedächtnis: Ist es mehrere Jahre hintereinander trocken, verändere sie sich. Manche Städte haben nun ihre Bürger um Hilfe bei der Bewässerung von Bäumen gebeten. Damit die Eiche nicht irgendwann dem Kaktus weichen muss.