Hurra, die Sonne ist noch da!
20. März 2015Was fasziniert uns eigentlich so sehr an einer Sonnenfinsternis? Warum starren wir gebannt mit Pappbrillen auf der Nase die Sonne an, vor die sich der Mond schiebt? Astronomisch ist es eigentlich kein so außergewöhnliches Ereignis. Ein Himmelskörper verdeckt einen anderen. So what?
Aber: Es ist die Sonne, die da plötzlich verschwindet! Unser Zentralgestirn, ohne das kein Leben auf der Erde möglich wäre. Ohne Sonne gäbe es weder Pflanzen, noch Tiere, noch uns. Würde die Sonne von einem Tag auf den anderen erlischen, würden wir erfrieren. Es würde wahrscheinlich nur Minuten dauern, bis alles Leben auf der Erde verschwunden wäre. Außer Dunkelheit nichts mehr.
Einen Eindruck davon bekommen wir während der Sonnenfinsternis - vor allem im Zentrum des Kernschattens, dort, wo es wirklich plötzlich stockfinster wird. Wie jetzt für gut zwei Minuten auf den Färöer-Inseln oder Spitzbergen. Oder 1999 in Deutschland. Es ist ein ergreifender Moment, wenn mitten am Tag das Licht ausgeht, als hätte jemand den Schalter umgelegt. Wenn plötzlich Nacht ist, es kalt wird und die Vögel verstummen.
Unsere Vorfahren gerieten in solchen Momenten in Panik. Sonnenfinsternisse waren Vorboten für Schrecken und Unglück. Man dachte, die Welt geht unter, in China war es ein Drache, der die Sonne fraß. Heute sind wir da entspannter. Die Sonne erlischt nicht, eine Sonnenfinsternis ist - astronomisch gesehen - ein eher unspektakuläres Ereignis und so harmlos wie ein Sonnenauf- oder -untergang.
Also haben wir den Luxus, die wenigen Minuten der Tagdunkelheit zu genießen - diesen eigentlich unheimlichen, lebensbedrohlichen Zustand. Wir können erschauern, ohne Angst haben zu müssen. Unser Urinstinkt spürt das Unheimliche, Tod bringende, der Körper schüttet Angsthormone aus, doch unser Verstand meldet: keine Gefahr, das Licht geht wieder an. Ganz von selbst.
Ein wunderbarer Mix für ein paar Minuten Gänsehaut.