Höfische Musik aus Uganda
22. Mai 2009Die Amadinda-Musik geht zurück auf das alte präkoloniale Königreich Buganda, das im heutigen Uganda liegt. So wurden seit dem 14. Jahrhundert Melodien und Texte durch die einzigartige Verbindung zwischen Tonsprache und Wortbedeutung exakt überliefert, wie sie als Berichte zu Tagesereignissen weitergegeben wurden. König Muteesa I war damals selbst ein leidenschaftlicher Xylophonspieler. An seinem Hof hatten Musiker einen hohen Stellenwert, dort erklang das Xylophon "amadinda" zu vielen Gelegenheiten. "Ama" heißt groß und "dinda" heißt Stimmung.
Musik als Dialog mit den Ahnen
Die Komponisten der Hofmusik von Buganda schufen Musik melodisch-rhythmischer Gestalt in bewusster künstlerischer Absicht. Sie meditierten stundenlang und komponierten dabei auf der Bogenharfe "ennanga", wobei der Harfenspieler die Kombinationen seiner Tonreihen wie einen Dialog mit den Stimmen von Geistern und Ahnen erhörte. Es gibt auch heute noch bestimmte Lieder, um die Ahnengeister anzurufen und sie um Hilfe und Ratschläge fürs Leben zu bitten.
Damals am Königshof durfte nur der beste Musiker mit der Bogenharfe die Tochter des Königs unterhalten.
Vom Aussterben bedroht
Doch diese außergewöhnliche höfische Tradition kann nur noch von wenigen Musikern fortgeführt werden und ist ganz vom Aussterben bedroht, erzählt Albert Bisaso Ssempeke, der Leiter des Musikensembles. Es gibt nur noch etwa zehn Musiker rund um die Familie Ssempeke, die die traditionelle Musik beherrschen. Deshalb ist es sein größtes Anliegen, diese Musik zu erhalten und auch gerade junge Leute darin zu unterrichten und sie der Weltöffentlichkeit näherzubringen, denn sein Vater hat sein ganzes Leben dieser Musiktradition gewidmet.
Das Ssempeke Amadinda Quartett entstand im Umfeld des Ndere Kunstzentrums in Kampala, das ein Orientierungspunkt für Künstler aus dem ganzen Land ist. Ihre Musik belebt die Musik des Königshofs Buganda und wird erweitert durch musikalische Traditionen rund um den Viktoria-See, auch durch Musikstücke aus Nord- und Westuganda.
Autorin: Birgit Kannen
Redaktion: Thomas Latschan