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Ideologiefreies Arbeiten

18. Juli 2009

Die bedeutende Arbeit des "Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes" (DEI) ist nach kirchlichen Finanzengpässen bedroht. Ein neuer Förderverein will nun dessen Arbeit sichern.

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(Foto: DEI)
Ausgrabungen in AquabaBild: DEI

Glaube kann man nicht ausgraben und auch nicht beweisen. Schon im Gründungsjahr 1900 des "Deutsche Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes", kurz DEI, war das klar. Auch wenn andere archäologische Institute mit Ausgrabungen zu beweisen versuchten, dass die Bibel Recht hat – im DEI stand immer der direkte Vergleich von Theologie und Archäologie im Zentrum. "Die Texte liefern uns Erzählungen aus der Vergangenheit, die Archäologie zeigt uns: Wie hat man gelebt?", sagt der Direktor des DEI, Dieter Vieweger.

Kinderleicht erklärt

Nicht nur Theologie und Archäologie, auch Vermittlung zwischen den Religionen und der Wissenschaft wird am DEI betrieben. Denn die Ausgrabungen müssen interpretiert werden, Steine oder Tonkrüge allein sagen noch gar nichts aus. Neben den üblichen Beschriftungen erstellt das DEI zum Beispiel regelmäßig 3-D-Rekonstruktionen vom ursprünglichen Aussehen bestimmter Orte. Und Dieter Vieweger hat dazu selbst bereits ein Kinderbuch geschrieben.

Prominenz fördert Erlöserkirche Jerusalem

(Foto: DEI)
Ausgrabungsstätte in JordanienBild: DEI

Der bisherige Geldgeber war allein die Evangelische Kirche in Deutschland, und die hat Geldsorgen. Mit dem neu gegründeten Förderverein soll aber nun die Arbeit des Instituts dauerhaft gesichert werden. Bekannte Namen aus Kirche, Politik, Medien und Kultur sind unter den Gründungsmitgliedern, etwa Georg Friedrich Prinz von Preußen oder Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe. Eines der ersten Projekte des neuen Fördervereins hat sich ebenfalls der Vermittlung verschrieben: die Erlöserkirche in Jerusalem. Dort darf allerdings aus politischen Gründen derzeit nicht weiter gegraben werden.

Arbeit auf Augenhöhe

(Foto: DEI)
Institut in JerusalemBild: DEI

Neben der Zentrale in Berlin unterhält das DEI ein Institut in Jerusalem mit sieben ständigen Mitarbeitern und eins in der Jordanischen Hauptstadt Amman mit fünf Mitarbeitern. Bei Grabungen kommen 60 bis 70 Nachwuchsforscher aus Deutschland dazu sowie unzählige einheimische Helfer. Finanziell unterstützt wird das DEI auch von der älteren Schwester, dem Deutschen Archäologischen Institut, das wiederum direkt vom Auswärtigen Amt finanziert wird. Auch inhaltlich arbeiten die staatlichen und die kirchlichen Archäologen eng zusammen. Gerade in Ländern wie dem Irak achten sie darauf, sich kulturell behutsam einzupassen. Hans-Joachim Gehrke, Präsident des Deutschen Archäologischen Institut, betont: "Wir könnten in keinem Land der Welt und schon gar nicht in solchen Ländern arbeiten, wenn wir uns nicht ganz extrem an die Regeln halten würden und auch den engen persönlichen Kontakt bis hin zu den einfachen Scherbenwäscherinnen und Grabungsarbeitern halten würden." Die Philosophie des Instituts sei, mit den ausländischen Partnern auf Augenhöhe zu arbeiten.

Deshalb fühlen sie sich andersherum als Archäologen auch in muslimischen Ländern sehr anerkannt und von der Bevölkerung respektiert. Sämtliche Fundstücke der Grabungen blieben selbstverständlich in den jeweiligen Ländern, so Gehrke.

Brücke zwischen Israelis und Arabern

Und noch eine dritte Verbindung schafft das DEI - mit seinen Einrichtungen sowohl in Jordanien als auch in Israel. Denn kulturell gesehen seien die harschen Grenzen zwischen Israel und der arabischen Welt eine verhältnismäßig neue Entwicklung, sagt Dieter Vieweger. Noch nie habe es eine Grenze am Jordan gegeben. Das sei aber Realität seit 1948 und 1967. Und das werde wohl auch noch eine Zeit lang so bleiben.

Unter dem Dach des DEI jedoch arbeiten Wissenschaftler beider Kulturkreise, darunter auch Palästinenser, gut und ideologiefrei zusammen. Und dies ist durchaus beabsichtigt. Zumindest hier siegt die Wissenschaft über die Politik.

Autorin: Elena Griepentrog

Redaktion: Klaus Krämer/Elena Singer