Immer mehr Kolumbianer verlassen Venezuela
30. August 2015Im Verlauf der vergangenen Woche seien fast 1100 kolumbianische Staatsbürger aus dem Nachbarland ausgewiesen worden, erklärte die kolumbianische Regierung am Samstag (Ortszeit). Weitere 7100 hätten Venezuela auf eigene Faust verlassen, um einer Abschiebung zu entgehen.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (Bild oben) besuchte kolumbianische Flüchtlinge in der Grenzstadt Cúcuta. Santos sagte ihnen staatliche Hilfe zu und kritisierte das Vorgehen Venezuelas als vollkommen inakzeptabel. Viele der ausgewiesenen Kolumbianer klagten über Misshandlungen durch die venezolanischen Behörden.
Zusammenhang zwischen Schmuggel und Wirtschaftskrise
In Venezuela herrscht seit Monaten eine dramatische Wirtschaftskrise. Manche Nahrungsmittel und Hygieneprodukte sind Mangelware. Die sozialistische Regierung führt die Knappheit darauf zurück, dass subventionierte Waren im großen Stil nach Kolumbien geschmuggelt würden. Seit einer Woche hat Venezuela die 2000 Kilometer lange Grenze zu Kolumbien geschlossen, zudem entsandte Präsident Nicolás Maduro 3000 Soldaten in das Grenzgebiet. Er will damit "gegen Schmuggler und einsickernde Paramilitärs" vorgehen.
Die rechtsextremen Paramilitärs macht Venezuela für einen gewaltsamen Zwischenfall im Grenzgebiet Mitte August verantwortlich, bei dem drei Soldaten und ein Zivilist von Angreifern auf Motorrädern verletzt worden waren.
Annäherung eher unwahrscheinlich
Die US-Regierung rief beide Seiten zu Gesprächen auf. Doch ob es dazu kommen wird, ist fraglich. Die beiden Nachbarländer haben schon lange ein schwieriges Verhältnis: Bereits vor einigen Jahren brachen sie ihre diplomatischen Beziehungen ab.
Santos erklärte jetzt, er wolle im Verhältnis zum Nachbarland weiterhin "Entschlossenheit" zeigen. Nötig seien aber auch "Dialog und Diplomatie", zugleich forderte er eine außerordentliche Sitzung der Außenminister der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur). Maduro hatte Santos bereits am Freitag ein Treffen angeboten.
fab/se (afp, epd)