Kampf um das chilenische Präsidentenamt
17. Januar 2010Im ersten Wahlgang Anfang Dezember konnte kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit erreichen. An diesem Sonntag (17.01.2010) treten daher in einer Stichwahl der Kandidat der Regierungskoalition, Ex-Präsident Eduardo Frei, und der rechtsgerichtete Oppositionskandidat Sebastian Piñera - einer der reichsten Chilenen - gegeneinander an.
Gemeinsamkeiten trotz unterschiedlicher Lager
Obwohl beide Kandidaten aus völlig verschiedenen politischen Lagern kommen, weisen sie einige Gemeinsamkeiten auf, wie Antonio Sáez-Arance vom Institut für iberische und lateinamerikanische Geschichte der Universität Köln feststellt: "Sie sind altersmäßig beide Vertreter einer Generation, die das politische Leben in Chile seit 20 Jahren prägt. Sie sind beide sehr bekannt, sie waren beide mehrmals Kandidaten, beide stammen auch aus Familien, die politisch profiliert gewesen sind. Sie sind beide auch nicht gerade charismatische Typen.“
Kleine, aber feine Unterschiede?
Trotz der vielen Parallelen zwischen beiden Präsidentschaftskandidaten kann Detlef Nolte vom Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg einige Unterschiede ausmachen: "Was natürlich der Kandidat der Rechten stärker betont, sind Themen wie wirtschaftliche Effizienz und öffentliche Sicherheit, während der Kandidat der Concertación versucht hat, sich ein bisschen nach links zu öffnen. Da spielen Themen wie Armut und Erziehung vielleicht eine größere Rolle. Aber das sind letztlich Nuancen, wirklich markante Unterschiede zeigen sich eigentlich in den Wahlprogrammen nicht."
Rückt Chile wieder nach rechts?
Würde Piñera gewinnen, wäre er der erste rechtsgerichtete Politiker seit 46 Jahren, der in Chile demokratisch gewählt würde. "Ein Hauptgrund, der erklärt, warum die jetzige Regierungskoalition an Zustimmungswerten verloren hat, ist einfach ein Verschleiß an der Macht. 20 Jahre an der Macht, das führt zum Verschleiß. Und ein anderer wichtiger Faktor ist sicherlich, dass die Erinnerung an die Pinochet-Diktatur langsam verblasst. Ich denke, dass der Übergangsprozess weitgehend abgeschlossen ist“, so Nolte.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Lange sah es so aus, als würde der rechtsgerichtete Piñera das Rennen machen, doch seit der drittplatzierte Kandidat Marco Enríquez Ominami eine Empfehlung für den Christdemokraten Eduardo Frei abgegeben hat, schmilzt Piñeras Vorsprung zunehmend. Mittlerweile liegen beide Kandidaten jüngsten Umfragen zufolge gleichauf.
Kein großer Umbruch erwartet
Egal ob Piñera oder Frei - laut Sáez-Arance wird sich nicht allzu viel an der jetzigen Politik in Chile verändern: "Ich vermute, dass Piñera auch auf Kontinuität setzen wird. Er hat mehr oder weniger garantiert, dass er keine profilierten Pinochetistas in seine Regierung holen wird. Dadurch, dass er auf Erneuerung, auf "cambio" setzt, wird er auch jüngere Leute für seine Regierung aktivieren. Insofern glaube ich nicht, dass es da große Brüche gibt."
Autorin: Daniela Späth
Redaktion: Christian Walz