Tiefrote Zahlen bei KfW
17. November 2008Die staatliche KfW-Gruppe schreibt wegen der globalen Finanzkrise, den Rettungsmaßnahmen für die Mittelstandsbank IKB und wegen massiver Abschreibungen auf faule Wertpapiere tiefrote Zahlen. Man habe in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Konzernverlust von knapp 1,8 Milliarden Euro gemacht, teilte das Institut am Montag (17.11.2008) in Frankfurt am Main mit. Der Verlust lag damit auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Die "Panne" mit Lehman
Allein aus der Risikoabschirmung und dem späteren Verkauf der durch faule US-Immobilienkredite in massive Schieflage geratenen IKB entstand der ehemaligen Mehrheitseignerin KfW ein Verlust von einer Milliarde Euro. Dazu kommen 400 Millionen Euro aus der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers. Die KfW hatte kurz vor der sich bereits abzeichnenden Insolvenz von Lehman noch knapp 320 Millionen Euro an die US-Bank überwiesen.
200 Millionen Euro der Einbußen stammen aus dem Island-Moratorium und 400 Millionen sind Wertberichtigungen auf strukturierte Wertpapiere. Andere Wertpapiere, vor allem Bankaktien, belasten wegen sinkender Marktwerte das Ergebnis mit 600 Millionen Euro.
Vorstand: Wir sind den wichtigsten Aufgaben gewachsen
Positiv entwickelte sich laut KfW aber das normale Geschäft der Förderbank. Hier verdiente sie den Angaben zufolge 1,1 Milliarden Euro. Die Förderaktivitäten seien trotz der schwierigen Lage an den Kapitalmärkten und der verschärften konjunkturellen Abschwächung "auf hohem Niveau weiterführt" worden, erläuterte der Vorstandsvorsitzende, Ulrich Schröder. Die KfW bleibe "operativ stark" und werde insbesondere auch im Zusammenhang mit den Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung helfen, Kredite zu sichern und Investitionen anzustoßen, so Schröder.
Zu oft verspekuliert?
Die peinlichen Zahlungen an Lehman hatten das KfW-Management wochenlang Häme und Spott ausgesetzt. Die Boulevardpresse schrieb von den "dümmsten Bankern Deutschlands". Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt waren in die Konzernzentrale eingerückt und hatten die Geschäftsräume durchsucht. Es gab erste personelle Konsequenzen, zwei Vorstände mussten ihren Hut nehmen. Die Anteile an der IKB von 90,8 Prozent waren an den US-Investor Lone Star verkauft worden, nach Expertenmeinung aber offenbar mit zu geringem Erlös. Aus allen Parteien war der Ruf laut geworden, die von Bund und Ländern getragene KfW völlig umzustrukturieren und einer schärferen Kontrolle zu unterziehen. (sc)