Kieślowskis Kino der moralischen Unruhe
27. Juni 2016
Kieślowski war eigentlich Dokumentarfilmer. Nach einem Studium an der renommierten Filmhochschule im polnischen Łódź setzte sich der am 27. Juni 1941 geborene Kieślowski in zahlreichen Dokumentationen vor allem mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit in seinem Heimatland auseinander.
Mehr als nur Abbildung der Wirklichkeit
Sein frühes Credo - Verzicht auf eine "Dramaturgie der Wirklichkeit" - deutete aber schon an, dass es ihm nicht um eine vordergründige Abbildung des sozialistischen Alltags ging. Doch die politischen Unruhen in Polen Ende der 1960er Jahre sorgten dafür, dass seine Filme mehr Realität abbildeten als die meisten Werke seiner staatstreuen Kollegen.
1976 entstand Kieślowskis erster Kinofilm "Die Narbe", der schon vieles vorwegnahm, was seine folgenden Arbeiten prägen sollte. Aus einer scheinbar einfachen Geschichte machte Kieślowski vielschichtige filmische Kunstwerke voller gesellschaftlicher Bezüge und philosophischer Fragestellungen. Dabei wurden seine Filme auch formal immer anspruchsvoller und komplexer - und immer rätselhafter.
Dekalog und 3-Farben-Trilogie als Krönung der Karriere
In späteren Jahren wurde er mit seiner zehnteiligen Filmserie "Dekalog" und vor allem mit seiner im westlichen Ausland gedrehten "3-Farben-Trilogie" bekannt. In diesen Arbeiten, die unter anderem mit Stars wie Juliette Binoche (unser Bild oben) besetzt waren, bewies der Pole auch größeres kommerzielles Potential.
Einfach blieben seine Filme bis zum Schluss nicht. Doch kaum einem anderen europäischen Filmemacher ist es in jenen Jahren gelungen, derart komplexe, philosophische Fragestellungen, in elegante Kinobilder zu verpacken.
Kieślowskis Werk ist im deutschsprachigen Raum insbesondere durch das Buch von Margarete Wach über den Regisseur (Schüren Verlag) gut erschlossen. Zahlreiche seiner Filme liegen auf DVD vor, das unbekanntere Frühwerk z.B. beim Anbieter "absolut medien".