Komorowski gedenkt Kriegsbeginn 1939
10. September 2014Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski hat in einer Gedenkstunde des Bundestags zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren die deutsch-polnische Aussöhnung gewürdigt. Auf diese Versöhnung könnten beide Völker stolz sein, sagte Komorowski vor dem Parlament in Berlin. Er erinnerte daran, dass wenige Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 auch sowjetische Soldaten in Polen einmarschiert seien. Die Sowjetunion war damals Verbündeter Hitler-Deutschlands.
"Autobahn der Freiheit weit in den Osten"
Komorowski würdigte besonders, dass 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer eine junge Generation von Deutschen und Polen zusammen lernen und arbeiten könnten. Er erinnerte auch an die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc, die zusammen mit anderen die Freiheit in Europa möglich gemacht habe. "Was die Europäer verbindet ist die Überzeugung, dass die Würde des Menschen unveräußerlich ist."
Die Ukraine-Krise bezeichnete Komorowski als "Herausforderung für die gesamte westliche Welt". Mit Blick auf das Vorgehen Russlands sprach der polnische Staatschef von einer beispiellosen Aggression. Notwendig sei nun eine kluge, langfristige, aber auch wirksame Politik in Europa. "Wir glauben weiterhin daran, dass unsere Autobahn der Freiheit immer länger wird und weit in den Osten Europas reichen wird", unterstrich Komorowski.
Lammert: Deutsch-polnische Freundschaft ein "Wunder"
Der 62-jährige Komorowski engagiert sich seit vielen Jahren für die deutsch-polnische Aussöhnung. In seiner Zeit als polnischer Parlamentspräsident (2007 bis 2010) kam es zu regelmäßigen Begegnungen mit seinem deutschen Kollegen, Bundestagspräsident Norbert Lammert. Zu den Gästen der Gedenkstunde gehörten neben Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck auch der frühere Bundespräsident Christian Wulff.
Vor der Rede Komorowskis hatte auch Lammert die deutsch-polnische Freundschaft gewürdigt. "Wir erinnern an den verheerendsten Krieg in der Geschichte", so Lammert. Polen sei das erste Opfer dieses Krieges geworden und habe am längsten unter der deutschen Besatzung gelitten. Deshalb müsse es als "Wunder" gelten, dass aus Deutschen und Polen Freunde wurden. Lammert erinnerte auch an die "industrielle Vernichtung der europäischen Juden". Polen sei "zum größten Friedhof der europäischen Zivilisation" geworden. Aber auch heute müsse täglich schockierende Gewalt beklagt werden, etwa in Syrien, im Irak, im Nahen Osten und in der Ukraine, sagte Lammert.
sti/cr (afp, dpa, rtr)