Kölner Karneval: Elf Tipps für Anfänger
In Köln ist der Straßenkarneval im vollen Gange. Das bedeutet sechs Tage Party nonstop. Was zieh ich an, wo muss ich hin und wie überstehe ich das eigentlich?
Das erste Mal jeck?
Keine Angst vor fremden Jecken! Einfach den Leuten hinterher, treiben lassen und vor allem mitmachen. Sprich: Wenn sich jemand einhakt, mitschunkeln. Wenn plötzlich zwei Hände auf den Schultern liegen, ist man wahrscheinlich gerade Teil einer Polonaise geworden. Das ist sehr gut! Noch besser: Mitsingen - auch wenn man den Text nicht gleich kann. Hey, man hat sechs Tage Zeit ihn zu lernen!
Küssen erlaubt!
Nicht erschrecken: Ein Küsschen zu verschenken, ist während des ganzen Karnevals, besonders aber an Weiberfastnacht ein beliebtes Zeremoniell. Ob auf die Wange oder auf den Mund - ein "Bützchen" ist Ausdruck karnevalistischer Lebensfreude und nicht zu verwechseln mit anderen Begehrlichkeiten. Ein freundliches Bützchen auszuschlagen ist ein Stimmungskiller.
Mut zum Hut!
Langweilige Matrosenoutfits, damit gibt sich der Kölner gar nicht erst ab. Echte Jecken erkennt man an fantasievollen, selbst gebastelten Kostümen. So etwas wie "overdressed" kann es im Karneval gar nicht geben. Das absolute Minimum, das ist Kölscher Konsens, ist ein Hut. Bei der Gestaltung darf die Phantasie ruhig mit einem durchgehen - je doller, je besser.
Clever kostümieren!
Erlaubt ist, was gefällt. Richtig gut ist ein Karnevalskostüm dann, wenn es partytauglich ist. Und zwar für draußen - das Wort Straßenkarneval ist ernst zu nehmen - und für drinnen, in den Brauhäusern und Kneipen. Ein perfektes Kostüm ist es dann, wenn es noch einen weiteren wichtigen Zweck erfüllt: Man muss damit ohne größere Anstrengungen eine Toilette aufsuchen können.
Ohren auf!
Für die Kölner ist das "Trömmelche" der Sound des Straßenkarnevals. Wo die Musikgruppen und Marching Bands sind, ist Stimmung garantiert. Die Leute tanzen spontan, singen und schunkeln. Bis in den frühen Morgen. Die Gute-Laune-Musiker kommen nicht nur aus Köln und Umgebung, sondern aus ganz Europa, einige schon seit vielen, vielen Jahren. Also nix wie hinterher!
Rechtzeitig Tickets kaufen!
Weiberfastnacht: Punkt 11:11 Uhr wird auf dem Alten Markt in der Kölner Altstadt der Straßenkarneval offiziell eröffnet - mit fettem Bühnenprogramm. Alle großen Kölner Karnevalbands treten auf. So viele wollen dabei sein, dass das Areal schon ab 9 Uhr aus allen Nähten platzt. Rein kommt nur, wer ein Ticket hat. Nichts für spontane Karnevalisten. Macht nichts - denn gefeiert wird auch woanders.
Feiern mit Maß!
Schon an normalen Tagen ist die Zülpicherstraße im Universitätsviertel eine beliebte Kneipen- und Ausgehmeile. Ab Weiberfastnacht wird sie zum Hotspot für Alkoholexzesse. Leider. Mit Karneval hat das ungehemmte Massenbesäufnis in den Augen der Kölner nichts mehr zu tun. Sie machen einen großen Bogen um diese Straße. Entspannter feiern lässt es sich zum Beispiel in der Severinstraße.
Gepflegt abstürzen!
Wer Stimmung erleben will, so wie der Kölner sie liebt, ist in einer Kneipe oder einem Brauhaus richtig. Es lohnt sich, dafür mal den Radius um den Kölner Dom zu verlassen. Denn in ausnahmslos jedem Stadtteil wird gefeiert. Schlange stehen gehört dazu und ist meistens lustig, weil man ganz wie von selbst mit anderen ins Gespräch kommt und schon mal ein paar Kölsche Lieder üben kann.
Kölsch-Knigge
In den Kneipen gibt es, wenn überhaupt, nur noch Stehtische, der Rest ist Tanzfläche. Die Küche bleibt kalt, dafür läuft der Zapfhahn heiß. Worüber sich Touristen immer wieder wundern: das Bier - das Kölsch - kommt von ganz allein zum Gast. Hier bestellt man nicht, man bestellt ab. Am besten so: Bierdeckel auf das Glas legen. Die Jecken auf dem Foto hier haben alle noch Durst.
Welchen Umzug nehme ich?
Wer denkt, es gibt in Köln nur einen Karnevalsumzug, nämlich den Rosenmontagszug, der irrt. Von Weiberfastnacht an gibt es in Köln diverse Umzüge. Bunte, ausgefallene Kostüme sind das Markenzeichen der "Schull- und Veedelszöch". Hier machen nur Schulen und Vereine mit, alle Kostüme sind selbstgemacht. Die besten Gruppen werden prämiert und dürfen am nächsten Tag beim Rosenmontagsumzug mitlaufen.
Bleiben bis zum Schluss!
Der Nubbel ist eine Strohpuppe, die während des Karnevals an den Fassaden einiger Kneipen hängt. In der Nacht zu Aschermittwoch wird sie abgenommen und in einer Prozession "zu Grabe getragen". Mit der Nubbelverbrennung ist der Karneval dann beendet. Wer dieses Ritual erlebt, versteht, dass Karneval mehr als Party ist. Es ist ein Volksfest, das die Menschen auf magische Weise verbindet.