Le Pen 'light'
16. April 2007Als einziger schaffte es Le Pen 2002 schon einmal ins Stechen einer Präsidentenwahl. Das zu wiederholen, wird wegen einer veränderten Ausgangslage schwer. Mit einer ungewöhnlichen Wahlkampftaktik verwirrt Le Pen zudem nicht nur seine Konkurrenten, sondern auch seine Stammwählerschaft.
An Le Pens fremdenfeindlichem Programm hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert: Seit der Gründung seiner Partei Front National (FN) 1972 verlangt er null Einwanderung, fordert "Frankreich für die Franzosen" und spricht von einer auf der Hand liegenden "Ungleichheit der Rassen". Doch bei seiner fünften Präsidentschaftskandidatur erscheint seine Rhetorik zahmer.
Verbale Ausfälle blieben aus
Hier zeigt sich die Handschrift seiner Tochter und Wahlkampfmanagerin Marine Le Pen. Sie hält den Rechtsaußen offenbar von verbalen Ausfällen gegen Juden und Einwanderer ab, auch wenn Le Pen etwa seine Äußerung zu den Gaskammern als "Detail der Geschichte des Zweiten Weltkrieges" bis heute nicht bedauert hat.
Die Tochter stellte überraschend auch ein Wahlplakat vor, auf dem ein offenbar aus Nordafrika stammendes Mädchen abgebildet ist. "Eine gewisse Zahl von Franzosen mit Einwandererabstammung" sei sich des Scheiterns der etablierten Parteien bewusst, erklärte Marine Le Pen. Tatsächlich zitiert die Wochenzeitung "Canard enchaîné" eine Umfrage des Innenministeriums, wonach rund 100.000 Einwanderer aus Nordafrika für Le Pen stimmen könnten.
Position hat sich verschlechtert
Diese merkwürdige Randerscheinung kann ein anderes Problem nicht verdecken: Mit dem konservativen Ex-Innenminister Nicolas Sarkozy ist ein Kandidat angetreten, der Le Pen bei seinen Hauptthemen Einwanderung und Kriminalitätsbekämpfung das Wasser abzugraben droht. Le Pens Versuche, Sarkozy Paroli zu bieten, muten merkwürdig an: Erst reist er in eine von Einwanderern bewohnte Vorstadt und erklärt den Bewohnern, dass Sarkozy sie "ausgrenzen" wolle, während er ihnen helfen werde, "aus den Vorstadt-Ghettos rauszukommen". Dann attackiert er den Rivalen wegen seines ungarischen Vaters als Kandidaten, der selbst "aus der Einwanderung kommt", um tags darauf zu erklären, Sarkozy sei "ein Mann, mit dem man reden kann".
Selbst ohne dieses Hin und Her ist Le Pens Position dieses Mal ungünstiger: Zwar geben ihm Umfragen 13 bis 14 Prozent, und Experten halten bis zur Wahl noch Stimmengewinne für möglich. "Doch die Konstellation hat sich geändert", sagt Henrik Uterwedde vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg. "Die Zersplitterung der Wähler auf kleine Parteien findet dieses Mal so nicht statt." Und selbst wenn Le Pen wie 2002 erneut 16,8 Prozent bekomme, "wäre er damit heute Vierter" - und von der Stichwahl der beiden Bestplatzierten weit entfernt. (wga)