Letztes Geleit für Lech Kaczynski
18. April 2010Die Menschen verfolgten die Zeremonie auf dem Platz vor der Marienkirche in Krakau und auf Großleinwänden.
Die Särge mit dem Präsidenten Lech Kaczynski und seiner Frau Maria waren am Sonntagvormittag in Krakau eingetroffen. Sie wurden vom Flughafen Balice in die Marienkirche am Hauptmarkt der Altstadt gebracht. Unter strahlend blauem Himmel säumten Tausende Trauernde die Straßen von Krakau. Als der Konvoi durch die engen Gassen fuhr, spendeten die Wartenden Beifall und warfen gelbe und rote Nelken vor die Leichenwagen, die Lieblingsblumen von Maria.
Letzte Ruhestätte Wawel-Burg
Die Trauerzeremonie begann mit Gedenkminuten und Sirenengeheul in ganz Krakau. Unter den Klängen des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart zogen die polnischen Bischöfe in die gotische Marien-Basilika ein, wo die von polnischen Flaggen bedeckten Särge des Präsidentenpaares standen. Nach der Messe wurden die Särge dann zur Wawel-Burg gebracht. In der Gruft der Wawel-Kathedrale fand das Paar an der Seite von polnischen Königen und Nationalhelden die letzte Ruhestätte.
Ankunft mit Auto oder Hubschrauber
Zu dem Staatsbegräbnis hatten sich ursprünglich auch zahlreiche Präsidenten, Regierungschefs und gekrönte Häupter angesagt. Doch wegen der Sperrung weiter Teile des europäischen Luftraums sagten über 40 von ihnen ihre Teilnahme kurzfristig ab, darunter US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Viele Staats- und Regierungschefs aus den Nachbarstaaten reisten mit dem Auto an. Gekommen war auch der russische Präsident Dmitri Medwedew, der am Sonntagmittag noch mit einer Sondermaschine eintraf.
Deutschland wurde von Bundespräsident Horst Köhler und Bundesaußenminister Guido Westerwelle vertreten. Sie waren per Hubschrauber angereist. Auch 23 Streicher der Berliner Philharmoniker und Dirigent Sir Simon Rattle saßen mit in den Hubschraubern. Sie spielten in Krakau die "Metamorphosen" von Richard Strauss.
"Gewisse Ermüdungserscheinungen"
Nach Krakau waren deutlich weniger Menschen gekommen als erwartet. Die Polizei sprach von rund 100.000 Trauergästen, die die Messe vor der Marienkirche und auf Großleinwänden verfolgten. Die Organisatoren hatten mit bis zu einer Million gerechnet. "Es gibt gewisse Ermüdungserscheinungen durch die Trauerfeiern, die bereits eine Woche dauern", sagte die Soziologin Malgorzata Melchior der Nachrichtenagentur AFP. Bereits am Samstag hatten rund 100.000 Menschen in einer mehrstündigen Trauerfeier auf dem Pilsudski-Platz in Warschau Abschied genommen.
Kaczynskis Maschine war bei Smolensk in Westrussland bei dichtem Nebel am 10.04.2010 abgestürzt. Es wird vermutet, dass ein Pilotenfehler die Ursache war. Die Delegation war auf dem Weg zu Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Hinrichtungen in Katyn gewesen. Der sowjetische Geheimdienst hatte damals 22 000 polnische Offiziere und andere Mitglieder der Führungselite umgebracht.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp)
Redaktion: Marko Langer