Lufthansa greift die Billigmarken an
11. Oktober 2012Die Lufthansa versucht im ruinösen Wettbewerb mit den Billigflug-Konkurrenten den großen Befreiungsschlag: Um die Mitbewerber Ryanair und Easyjet in die Defensive zu drängen, will der Konzern seine Billigflugtochter Germanwings stärken und die Konkurrenz mit ihren eigenen Waffen schlagen. Die Lufthansa-Maschinen mit dem Kranich auf der Heckflosse sollen sich auf die Fernflugverbindungen konzentrieren. "Wir trennen die beiden Geschäftsmodelle", sagte Konzern-Chef Christoph Franz am Donnerstag.
Geplant sei, so Franz, dass Germanwings ab dem nächsten Jahr alle innerdeutschen und die meisten innereuropäischen Flüge übernehmen soll. Bislang fliegt die Billigtochter der Lufthansa von fünf deutschen Flughäfen aus 90 Ziele in Europa und Nordafrika an. Im kommenden Jahr soll Germanwings Flugzeuge der Lufthansa übernehmen und mit einer Flotte von dann 90 Maschinen 18 Millionen Passagiere befördern.
Nicht alles neu
Die Lufthansa selbst behält sich die Internkontinentalflüge vor und jene Verbindungen, die über die deutschen Drehkreuze München und Frankfurt fliegen. Das Ziel des Konzerns: Lufthansa soll ein "Premiumanbieter" auf der Langstrecke und lukrativen Zubringerstrecken sein, während Germanwings auf der Kurzstrecke die Billigkonkurrenz in Schach hält.
Erledigt sind damit auch Gerüchte, die Lufthansa plane, eine neue Billigfluglinie namens "Direct4u" zu installieren oder Germanwings in eine neue Gesellschaft dieses Namens umzuwandeln: Die Tochter wird nach der Umstrukturierung ihren Namen behalten und auch keine neue Geschäftsführung bekommen, Thomas Winkelmann soll auch im nächsten Jahr die Billigflugtochter als Geschäftsführer leiten.
Streit programmiert
Bislang hat Germanwings keine Gewinne einfliegen können und belastete die Konzernbilanz. Durch die Ausweitung des Angebots erhofft sich Lufthansa-Chef Franz eine Stärkung der Tochtergesellschaft und erwartet, dass Germanwings bereits 2015 in die Schwarzen Zahlen fliegt.
Einen Spareffekt erhofft sich die Geschäftsleitung dadurch, dass bei der Lufthansa überflüssig werdende Mitarbeiter zur kleinen Tochter wechseln – das betrifft ungefähr 800 Angestellte, in der Hauptsache Flugbegleiter. Die Gehälter bei Germanwings liegen niedriger als bei der Lufthansa selbst, der Konzern könnte an Gehaltskosten sparen.
Die Gewerkschaft der Flugbegleiter hat dagegen bereits Widerstand angekündigt. Zurzeit läuft ein Schlichtungsverfahren, der Tarifstreit zwischen Angestellten und der Geschäftsleitung ruht. Nicoley Baublies, Vorsitzender der Flugbegleitergewerkschaft Ufo sagte zu den Plänen der Lufthansa: "Daran könnte die Schlichtung scheitern."
dk/sc (dpa/ rtr/ afp)