Mediziner gegen Ramadan-Fasten für Kinder
13. Mai 2018Drei Tage vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte an muslimische Eltern appelliert, ihre Kinder nicht fasten zu lassen. Sie sollten vielmehr ihren Kindern erklären, "dass Fasten für sie ungesund ist", heißt es in einer in Berlin veröffentlichten Stellungnahme des Verbands. "Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder ausreichend trinken. Auch tagsüber!", so die ärztliche Empfehlung. Statt eines Trinkverzichts sollten die Eltern den Ramadan dazu nutzen, die Getränke ihrer Kinder von Limo, Fruchtsaft, Eistee und Cola auf gesundes Wasser umzustellen.
Fastenpflicht ab etwa 14 Jahren
Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am 16. Mai und endet am 14. Juni. Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Mit dem "Iftar", dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Die Fastenpflicht gilt für alle Muslime ab der Religionsmündigkeit, was dem Alter von etwa 14 Jahren entspricht. Ausgeschlossen von der Pflicht sind nur Reisende, Schwangere, stillende Mütter, Kinder, Kranke und Alte.
Laut Angaben der Jugendärzte werden Kinder, die die Pubertät noch nicht erreicht haben, oft ermutigt, so viele Tage zu fasten, wie sie können. Vielfach lasteten entsprechende Erwartungen der Familie auf den Mädchen und Jungen. Aus medizinischer Sicht sei das Fasten für Kinder und Jugendliche jedoch "ungesund und schädlich, insbesondere der Verzicht auf Flüssigkeit", so die Ärzte. "Wir sehen während des Ramadan immer wieder sehr blasse und unkonzentrierte Kinder. Manche kommen gleich aus der Schule zu uns, sie werden uns vorgestellt, weil sie 'zusammengeklappt' sind, weil sie starke Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen haben."
"Kinder morgens todmüde"
Der Ramadan falle in diesem Jahr außerdem in die "wichtigsten Wochen des Schuljahres", heißt es in der Erklärung des Ärzteverbandes weiter. Das Fasten könne sich daher auch negativ auf die schulischen Leistungen auswirken. "Dazu kommt, dass die Kinder auch ihren normalen Schlaf nicht bekommen, denn nach Sonnenuntergang wird aufwendig gekocht und gegessen, morgens sind die Kinder todmüde." Auch Lehrerverbände äußerten in den vergangenen Jahren immer wieder ähnliche Bedenken.
sti/hf (afp, epd, kna)