Mit Vollgas nach vorn
6. Januar 2009Geheimnisvoller Macher im Hintergrund, Zahlenartist und Finanzjongleur von Zuffenhausen, Heuschreckenkiller und Finanzalchemist - das sind nur einige der vielen Namen, mit denen Porsche-Finanzvorstand Holger P. Härter schon bedacht wurde. Der 52-jährige Volkswirt arbeitet sehr eng und überaus erfolgreich mit Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking zusammen. Vor allem Härters Geschick wird zugeschrieben, dass der kleine Sportwagenbauer Porsche aus Stuttgart-Zuffenhausen die Mehrheit der Stammaktien bei Volkswagen übernehmen konnte.
Milliardengewinne außerhalb des Kerngeschäfts
Diese Übernahme, begründet mit der Sicherung der Kooperation zwischen den Autobauern, zahlte sich für die Stuttgarter extrem aus. Im Jahr 2008 erzielte Porsche einen Rekordgewinn. Von 8,57 Millarden Euro Konzernergebnis vor Steuern stammte gerade mal eine Milliarde aus dem Bau von Sportwagen. Viele spotteten, Porsche sei jetzt wohl ein Finanzkonzern mit angeschlossener Automobilfertigung.
Kernige Sprüche und öffentliche Auftritte sind Härters Sache nicht. Die überlässt er Porsche-Chef Wiedeking. Der frotzelte anerkennend über seinen Stellvertreter Härter: "Der braucht das ganze Blech nicht, um Geld zu verdienen". Benzin hat Härter offenbar nicht im Blut. Über das Rezept für seinen Finanzerfolg schweigt er sich konsequent aus.
Von Bodenbelägen zum finanziellen Höhenflug
Der Diplom-Volkswirt Härter stammt aus Bad Kreuznach und studierte in Würzburg und Mainz. Nach dem Abschluss blieb er zunächst in Mainz, arbeitete am Institut für theoretische Volkswirtschaftslehre, bei der Firma Optik Schott und einem Reinigungsmittelhersteller. 1996 warb ihn Porsche-Chef Wiedeking von einem Bodenbelag-Hersteller ab. Die Wirtschaftstheorie hatte Härter da längst hinter sich gelassen.
Nach den Bodenbelägen folgte der finanzielle Höhenflug. Mit geschickt getimten Kauf- und Verkaufsoptionen für Aktien und mit Geschäften zur Währungskursabsicherung für den Dollar fuhr Härter Gewinne ein wie kaum ein anderer. Frühzeitig sicherte er mit Optionsgeschäften den Kauf der VW-Aktien zu erschwinglichen Kursen. Ein Geschäft, in dem man Weitsicht und extrem starke Nerven braucht. Investmentbanker nennen Härter einen exzellenten Strategen, andere einen Zocker.
"In jedem Moment an Recht und Gesetz gehalten"
Kritik erntete Härter von denjenigen, die weniger erfolgreich bei ihren Spekulationen auf den VW-Aktienkurs waren und dadurch teilweise erhebliche Verluste erlitten. Der Porsche-Finanzvorstand entgegnete, dass er den Markt nicht manipuliert habe: "Wir sind kein Hedgefonds, keine Zocker, keine Spekulanten. Wir haben uns in jedem Moment an Recht und Gesetz gehalten".
Holger Härter, ein fast immer freundlich lächelnder Mann, den seine Mitarbeiter als gelassenen Chef beschreiben, geht davon aus, dass auch die Kritiker der Übernahme durch Porsche bei VW noch umgestimmt werden können: "Ich bin davon überzeugt, dass wir langfristig auch die VW-Belegschaft überzeugen können, dass Porsche ein richtiger Gewinn für den VW-Konzern ist".
Satter Verdienst für das Vorstandsduo
Ein finanzieller Gewinn ist die erfolgreiche Arbeit natürlich auch für den Porsche-Vorstand und vor allem für das Erfolgs-Duo Wiedeking und Härter. Ihr Verdienst soll schon 2007 bei satten zweistelligen Millionensummen gelegen haben. Ohne Details zu nennen, äußerte sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sichtlich zufrieden: "Kollege Härter und ich sind ordentlich behandelt worden."
Was Holger Härter mit dem ordentlichen Verdienst anfängt, weiß man nicht. Sein Privatleben hält er unter Verschluss. Härter wohnt - ebenso wie Wiedeking - in Bietigheim bei Stuttgart, nicht weit von der Porsche-Konzernzentrale entfernt. Er geht gern mit Freunden ins heimische Eishockey-Stadion. Ansonsten begeistert er sich für die Musik Richard Wagners und die Literatur Franz Kafkas - und natürlich für erfolgreiche Finanzkunststücke.