Mozart fürs Milchvieh
4. März 2004Vierbeiner sind nicht mehr länger gezwungen, dem zu lauschen, was Herrchen oder Frauchen im CD-Regal hat. Professor Hermann Bubna-Littitz, der auch die tierpsychologische Beratungsstelle der Uni Wien leitet, hat Katzenmusik herausgebracht. Keine kreischenden Kater-Gesänge, sondern harmonische Klänge. Gemütliche Stücke wie "Dreams" oder "Open Sky" hätten nämlich genau den Rhythmus, den auch die Körperfunktionen annehmen, wenn das Tier sich entspannt - schreibt der Professor. Das sei prima, denn "Situationen, die Wohlbefinden erzeugen, werden bevorzugt".
Allergiefrei und stubenrein
Der deutsche Tierheilpraktiker Joe Bodemann findet auch, dass Musik die Kakophonien des Lebens ausgleichen kann. "Gezogene Klänge" ohne Rhythmus, dazwischen je nach Tierart Miauen, Bellen oder saugende Nuckelgeräusche - damit will Bodemann schon beim Pferd "Tassman" die Stauballergie gemildert, den Juckreiz von Terrier "Tommy" eingedämmt und Papagei "Egon" das Federnrupfen ausgetrieben haben. Dosis: Mehrmals täglich, mindestens vier Wochen lang. Außerdem seien seine Katzen stubenrein geworden.
Ob sich da das Tier freiwillig ergibt oder die Heilung tatsächlich schneller geht? Wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es dazu noch nicht. "Die Schulmedizin mag das vielleicht nicht so gerne hören, aber es kann wohl schon so sein", schätzt Elisabeth Krause, erste Vorsitzende beim Verband der Haustierpsychologen. "Katzen bevorzugen klassische Musik, Vögel teils auch Rockmusik. Bei Hunden ist es sehr individuell", erklärt Krause gegenüber DW-WORLD.
Untersuchungen laufen erst an
Klassiker kämen gut an, weil die Musik ausgeglichener sei. "Dadurch, dass Tiere ein feineres Gehör haben, werden sie die Töne im sehr hoch- oder tieffrequentigen Bereich intensiver wahrnehmen", sagt Marion Steinbach, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Außerdem hätte ein Versuch ergeben, "dass Kühe positiv auf Mozart reagieren". Öfter mal die "Zauberflöte" aufgelegt, schon kam mehr Milch. Heißt es.
So richtig haben Wissenschaftler das Phänomen aber noch nicht ausgekundschaftet. "Die Forscher wissen noch gar nicht genau, was da im Hörsystem der Tiere vorgeht", sagt Eckart Altenmüller. Der Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover ist beteiligt an einem gemeinsamen Projekt mit der Tierärztlichen Hochschule: "Wir erforschen, ob unsere Musik sich aus der Kommunikation entwickelt hat, die andere Säugetier-Arten haben", erklärt Altenmüller gegenüber DW-WORLD. "Wir suchen Musik, die bei Menschen Emotionen auslöst, und versuchen, diese für Tiere zu transformieren." Primaten, Halbaffen, Mäuse und Fledermäuse würden dann zu wissenschaftlichen Zwecken beschallt.
Ist der Mensch gesund, freut sich die Katze
Doch dass Vogel-Rock oder Haydn für Hunde die Gesundheit fördert, da ist Altenmüller zurückhaltend. Womöglich beeinflusse die Musik das Tier nicht so sehr wie den Menschen. Katzen übernehmen Entspannung vom Menschen, sagt auch Tierschützerin Krause. Und Altenmüller meint: "Wenn Sie dem Pferd ruhige Musik vorspielen, dann haben Sie vielleicht eine wärmere Hand. Sie machen andere Gesten. Das merkt das Tier, und dann fühlt es sich auch wohl."
Das Beispiel mit den Mozart liebenden Milchkühen scheidet für Altenmüller auch als Beweis aus. "Man hat festgestellt, dass es nicht die Kühe waren, sondern dass einfach die Melker durch die Musik besser gemolken haben."