OECD: Niedrigzinsen bedrohen Versicherer
24. Juni 2015Die Niedrigzinsen könnten langfristig die Zahlungsfähigkeit einiger Lebensversicherer und Pensionsfonds gefährden, glaubt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), eine Art Denkfabrik von rund 30 Industrieländern.
Die OECD befürchtet, dass Renten- und Lebensversicherer die hohen Renditeversprechen der Vergangenheit nur noch dann erfüllen können, wenn sie auf ertragsstarke, aber riskantere Anlagen ausweichen, sofern ihnen das überhaupt erlaubt ist.
Damit verbunden seien jedoch Risiken bis hin zur Insolvenz einzelner Unternehmen, warnte die Organisation in ihrem am Mittwoch in Paris veröffentlichten Unternehmens- und Finanzausblick.
OECD-Generalsekretär Angel Gurría mahnte, die Fähigkeit des Finanzsystems müsse gestärkt werden, Schocks abzufedern und die Finanzblasen und Crashs vergangener Jahrzehnte zu vermeiden.
Festverzinsliche laufen aus
Das Geld der Lebensversicherer steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren, darunter Staatsanleihen. Jedes Jahr laufen hochverzinste Altanleihen aus, die neuen Papiere werfen wegen der Geldflut der Notenbanken und der Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre kaum noch etwas ab. Die OECD fürchtet, dass einige Versicherer bei anhaltend niedrigen Zinsen gezwungen sein könnten, die Garantieversprechen bei neuen Verträgen weiter herabzusetzen und in riskantere Anlagen zu gehen.
In Deutschland liegt der Garantiezins für neu abzuschließende Verträge inzwischen nur noch bei 1,25 Prozent. Altverträge kommen teilweise noch auf bis zu vier Prozent.
Die Versicherungsbranche klagt seit langem über die Niedrigzinsen, auch Aufsichtsbehörden weisen auf die Gefahren hin. Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa kam bei einem europaweiten Stresstest Ende 2014 ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Niedrigzinsen langfristig einige Versicherer in die Bredouille bringen könnten.
Wen/bea (dpa, rtr)