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Handbremse

9. September 2010

Der deutschen Wirtschaft droht im Sog der weltweiten Konjunkturabkühlung nach Ansicht der OECD eine Delle. Die Wachstumsraten der ersten beiden Quartale lassen sich nicht so schnell wiederholen.

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OECD-Logo (Bild: OECD)
OECD: Im zweiten Halbjahr mit angezogener Handbremse?

Die Wirtschaft der Industriestaaten kommt langsamer als erhofft aus dem tiefsten Konjunkturtal der Nachkriegsgeschichte. In den sieben wichtigsten Industrieländern (G7) könnte das Wachstum im zweiten Halbjahr gerade einmal 1,5 Prozent betragen, teilte die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD am Donnerstag (09.09.2010) in Paris mit. Bisher war die OECD von einem Wachstum um 1,75 Prozent ausgegangen. In der ersten Jahreshälfte wuchs das Bruttoinlandsprodukt in dieser Ländergruppe noch um 2,5 Prozent.

Für Deutschland sagt die Organisation lediglich ein Wachstum von 0,7 Prozent fürs dritte und 1,1 Prozent fürs vierte Quartal des Jahres vorher. Noch im Frühjahr hatte das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent zugelegt. "Deutschland muss sich in den nächsten Quartalen auf Wachstum auf niedrigerem Niveau einstellen", sagte OECD-Volkswirt Felix Hüfner. Die wichtigsten drei Länder der Euro-Zone - Deutschland, Frankreich und Italien - kommen im gemeinsamen Durchschnitt für den gleichen Zeitraum auf ein Wachstum von 0,4 beziehungsweise 0,6 Prozent. Dennoch sagte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan: "Wir sehen derzeit keinen Rückfall in die Rezession."

Unsicherheit gestiegen

Ein Arbeiter trägt auf einem Baugerüst in Berlin eine Metallplatte (Foto: dpa)
Auch in Deutschland wird sich laut OECD das Wachstum im zweiten Halbjahr deutlich verlangsamenBild: picture-alliance/dpa

Vor allem Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt könnte dem privaten Konsum einen erheblichen Dämpfer verpassen. Die Autoren räumen allerdings ein, dass es in ihrer Vorhersage mehrere Unsicherheiten gibt: "Das Maß der Unsicherheit ist insgesamt gestiegen, was die Treffgenauigkeit der Prognose erschwert", sagte Hüfner. Die Autoren empfehlen, den Wegfall steuerlicher Anreize eventuell um mehrere Monate zu verschieben. Sinnvoll könnte auch eine Politik sein, die die Zinsen auf ihrem geringen Niveau halten würde. Insgesamt betrachtet habe sich die finanzielle Lage der OECD-Länder jedoch verbessert. Die Inflation bleibe trotz steigender Rohstoffpreise auf niedrigem Niveau.

Angesichts "robuster Unternehmensprofite" sowie einer ohnehin schon geringen Investitionstätigkeit sei auch keine weitere Schwächung der Nachfrage zu erwarten. Wachstumsimpulse gingen vor allem von den Schwellenländern aus. Für die USA erwartet die Pariser Organisation eine spürbare Abkühlung des Wachstums zum Jahresende: Nach einem Plus von 2,0 Prozent im Sommer wird die Wirtschaftsleistung demnach zwischen Oktober und Dezember auf das Jahr hochgerechnet 1,2 Prozent zulegen.

Wettbewerbsfähigkeit verbessert

Deutschland ist unterdessen zur wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaft in der Eurozone aufgestiegen. Die Deutschen jagten den Finnen den Spitzenplatz unter den Euroländern ab, wie aus dem globalen Wettbewerbsbericht hervorgeht, den das Schweizer Weltwirtschaftsforum am Donnerstag in Peking vorlegte. Weltweit arbeitete sich Deutschland um zwei Plätze auf den fünften Rang hoch. Die USA haben in der Krise hingegen an Konkurrenzfähigkeit verloren. Die größte Volkswirtschaft der Welt büßte auf der globalen Liste zwei Ränge ein und fiel auf Platz vier. Weltweit steht die Schweiz an der Spitze, gefolgt von Schweden und Singapur.

Autor: Rolf Wenkel (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Klaus Ulrich