München ist dieser Tage eine Plakatstadt. Egal wohin man schaut: Plakate zur Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022. "Oja" steht auf denen der Befürworter, 12.500 sind es in ganz München. Die Gegner der Bewerbung haben gerade mal 750 aufgestellt. Es ist der Endspurt vor den Bürgerentscheiden am Sonntag (10.11.2013): Soll sich München bewerben für die Olympischen Winterspiele 2022 oder nicht?
München, Ruhpolding, Garmisch-Patenkirchen und der Königssee sind beteiligt, in allen vier Orten muss die Mehrheit mit Ja stimmen, dann kommt es zur Bewerbung. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude schwärmt schon von Olympia 2022. "Zunächst einmal wäre es großartig für Deutschland", sagt er und grinst dabei. "Und wir in München wissen ganz besonders, wie positiv sich Olympische Spiele auswirken. Da wird die Infrastruktur aufgebessert, da werden auch viele Schritte nachgeholt, die längst erforderlich gewesen wären."
Sinnvolle Sportstätten
Außerdem gebe es dann neue Sportstätten, sagt Ude. Auch wenn die kaum nötig sind, wenn man den Befürwortern der Bewerbung glaubt. Sie werben mit dem Thema Nachhaltigkeit. Von 16 Wettkampfstätten seien elf schon fertig, sagen sie. Vor allem auch wegen der Sommerspiele 1972 und dem Olympiapark. Hier sollen Eröffnungs- und Schlussfeier, Eishockey, Snowboard oder Freestyle stattfinden. Dazu in Ruhpolding Biathlon und Langlauf, Rodeln am Königssee und Ski Alpin in Garmisch. Auf zumeist bestehenden Anlagen.
Das heiße gar nichts, sagen Kritiker wie der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann. Er sagt: "Es heißt zwar immer, elf Sportstätten sind schon vorhanden. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass das noch lange nicht heißt, dass die 2022 noch die richtigen sind." Hartmann ist überzeugt, dass sich "da einiges ändern wird. Alleine bei der Bewerbung 2018 wurde in drei Jahren soviel über den Haufen geworfen. Das jetzige Konzept wird sicher nicht das letzte sein."
Gemäßigteres Garmisch
Vor zwei Jahren scheiterte der erste Versuch Münchens - die Bewerbung für die Winterspiele 2018 - am südkoreanischen Pyeonchang. Und am Widerstand im Mit-Austragungsort Garmisch. Dort ist es jetzt ruhiger, auch weil nun 40 Prozent weniger Fläche gebraucht würden, heißt es. Man habe dazugelernt, sagt Heinz Mohr, der Vorsitzende des Vereins "OlympiJA" in Garmisch. Für die Infrastruktur rund um den Ort, wie beispielsweise für einen Tunnel, seien die Spiele unverzichtbar. "Garmisch lebt ja zum Großteil vom Tourismus. Und wer nimmt das schon gerne auf sich. Wenn er vor dem Skifahren im Stau steht und nach dem Skifahren wieder." Das seien Dinge, so Mohr, "da kämpfen wir seit Jahrzehnten drum, wissen aber genau, dass wir zeitnah das nur dann realisieren können, wenn wir ein Großereignis wie Olympia durchführen."
Axel Döring hingegen sieht Olympia 2022 als Gefahr für Garmisch. Er steht auf der berühmten Kandahar, der Ski-Alpin-Abfahrt Garmischs. 40 Jahre war er hier Förster. Jetzt ist er für den Bund Naturschutz gegen die Bewerbung aktiv und sagt, Olympische Winterspiele bis auf unter 800 Metern seien falsch. Außerdem sei der Ausrichtervertrag des IOC eine Frechheit, "weil in diesem Host City Vertrag Rechte und Pflichten völlig einseitig zu Lasten der Ausrichterorte vergeben werden. Weil da zum Beispiel unbegrenzte Defizitgarantien drin sind. Weil da drin steht, dass das IOC volle Steuerfreiheit für seine Geschäfte bekommt."
Teure Spiele
3,3 Milliarden Euro soll München 2022 kosten. Nur ein Teil käme vom IOC. Dazu kommt, dass alle Spiele der vergangenen Jahre am Ende teurer wurden als geplant. Vier positive Bürgerentscheide in den vier beteiligten Orten müssen am Sonntag für das Vorhaben erst einmal zusammenkommen. Eine Bewerbung mit vielen Fragezeichen. Auch wenn München die erste Stadt werden könnte, die nach Olympischen Sommerspielen auch Winterspiele ausrichtet.