Ostern mal anders: Paragliding in Ghana
Fliegen, Feiern, Singen: Das Paragliding-Festival in Ghanas Hochebene Kwehu zieht an Ostern jährlich tausende Besucher an - aus Nigeria, Togo oder Burkina Faso. Aber auch aus Europa oder den USA.
Das Fest der Lüfte
In diesen Tagen gedenken Christen auf der ganzen Welt der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus. In Ghana, wo mehr als 60 Prozent der Bevölkerung dem Christentum angehören, werden die Oster-Festivitäten ganz groß geschrieben. Zu einem beliebten Ausflugsziel zählt die Kwahu-Hochebene im Südosten des Landes - nicht zuletzt weil hier das Ghana Paragliding Festival stattfindet.
Paragliding jubiliert in Ghana
Von Karfreitag bis Ostermontag werden sich wieder Adrenalinsuchende aus der ganzen Welt von Ghanas zweithöchstem Berg Odweanoma in die Lüfte erheben. Das Gleitschirm-Festival wird von Ghanas Tourismusverband ausgerichtet. Dieses Ostern feiert es sein zehnjähriges Jubiläum. 14 Tandempiloten und zahlreiche Sologlider reisen aus sieben verschiedenen Ländern an.
Jede Bewegung muss sitzen
Zuerst geht der Tandem-Pilot noch einmal den genauen Ablauf mit dem Passagier durch. Denn beim Start muss jede Bewegung sitzen, damit sich der Gleitschirm in die Luft erhebt. Gestartet wird von einem 600 Meter hohen Steilhang. Pilot und Passagier stehen entgegen der Windrichtung und laufen langsam los, bis sich der Schirm mit Luft füllt und einen Flügel über ihnen bildet.
Nicht jeder Versuch gelingt auf Anhieb
Beim Start kommt es auf das richtige Timing an: Laufen Pilot und Passagier nicht schnell genug oder nicht synchron, kann sich das Segel nicht mit Luft füllen und "säuft ab", wie die Profis hier sagen. Doch bisher hat es jeder Flugwillige irgendwann dann doch geschafft. Verletzungen oder Unfälle gab es - bis auf ein paar Schürfwunden - laut Veranstalter noch nie.
Barfuß ins Tal
Der wohl häufigste Unfall ist das Verlieren eines zu locker geschnürten Schuhs - kein allzu großes Problem, wenn dies noch auf der Startbahn passiert. Dann muss der Unglücksvogel lediglich barfuß ins Tal gleiten, während sein Schuh vom ghanaischen Militär in Verwahrsam genommen wird.
Startklar zum Abflug
Stimmen Geschwindigkeit, Timing und Thermik, erheben sich die Paraglider unter tosendem Applaus. Der Luftsport fand bisher in Afrika nur wenig Beachtung, weshalb Neugierige von überall her anreisen. Was als Event begann um den einheimischen Tourismus anzukurbeln, hat sich über Ghanas Staatsgrenzen hinweg herumgesprochen und zu einem internationalen Festival gemausert.
Ein Boom für die regionale Wirtschaft
Der Tourismusverband Ghana verbucht das Festival als großen Erfolg und Bereicherung für die Entwicklung der sonst so abgelegenen Region. Rund 7000 Besucher pilgern inzwischen zu dem Event nach Kwehu: Nicht nur Ghanaer, sondern auch Nigerianer, Togolesen, Ivorer und Burkinabe wollen sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.
Auch die Polizei zeigt Präsenz
Um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten, hat die Polizei auf der gesamten Gebirgskette kleinere Posten errichtet. Souvenirverkäufer, Restaurants, Bars und Taxifahrer machen jetzt ihren Jahresumsatz. Hotels sind seit Monaten im Voraus ausgebucht, Zimmerpreise verdoppeln sich.
Kwahu ist der Hotspot an Ostern
Schon vor dem Paragliding-Festival galt Kwahu an Ostern als eines der beliebtesten Ausflugsziele Ghanas. Der kühle, grüne Tropenwald lädt nicht nur zum Erholen, Wandern und Klettern ein. Es finden auch jede Menge andere Aktivitäten in den Dörfern auf der Gebirgskette statt: Ausstellungen, Musikfestivals und Straßenkarnevals lassen die Massen in die sonst so ruhige Region strömen.
Dem Himmel so nah
Das einmaligste Erlebnis bleibt für die meisten Besucher jedoch das Paragliding. Wer einmal über Kwehu geschwebt ist, vergisst das nie. "Man hat von dort oben eine komplett andere Perspektive", schwärmt der Nigerianer Victor Ofoegbu. "Das ist eine Erfahrung, die jeder einmal in seinem Leben gemacht haben sollte." Umgerechnet 60 Euro hat er für seinen Tandemflug bezahlt.
Eine unbeschreibliches Gefühl
An genau diesen Ausblick erinnert sich Alina Kelle noch gut: Die Deutsche hatte ihren Urlaub 2014 extra so gelegt, dass sie am Festival teilnehmen kann. "Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe vor allem die Landschaft und die Stille genossen. Man hat einen grandiosen Blick auf die Wälder und dann sieht man auf einmal diesen Sportplatz, der immer näher kommt."
Nirgendwo fliegt es sich so wie in Ghana
Auch für die Piloten ist das Event etwas ganz Besonderes: "Es ist einfach einmalig. Ich bin schon überall auf der Welt geflogen, aber das Festival hier in Ghana ist mit nichts zu vergleichen", sagt der US-Amerikaner Chuck Smith. "Vor allem die Stimmung und die Musik am Start machen es so besonders. In Ghana geht einfach nichts ohne Musik und Tanzen, und das gefällt mir so."
Ein Spaß für Groß und Klein
Die Augen immer fest Richtung Bergspitze gerichtet: Gespannt beobachten viele Kinder im Tal Start und Landung der Paraglider. "Ich habe viele der Kleinen regelrecht aufwachsen sehen", sagt Pilot Smith, seit zehn Jahren dabei. Als Mitglied des gemeinnützigen Gleitflug-Vereins Cloudbase Foundation will er der Region auch etwas zurückgeben und sammelt jedes Jahr Spenden für ein Waisenhaus in Kwehu.
Wieder Boden unter den Füßen
Nach 20 bis 30 Minuten ist alles vorbei: Rund 430 Höhenmeter haben die Paraglider dann zurückgelegt, und die meisten sind doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber viele sind sich einig: Das war bestimmt nicht das letzte Mal.
Gleitschirmflug als neuer Trendsport
Vergangenes Osterfest haben sich 270 Frauen und Männer ins Tal gleiten lassen. Wie viele es dies Jahr wohl werden? Die Luftsportart hat in Ghana einen enormen Beliebtheitsgrad erreicht: Erstmals fand an Weihnachten ein zweites Festival statt, diesmal in der Volta Region. Jetzt ist der Bau einer Paragliding-Schule geplant: Ghana will seine eigenen Piloten für das Schweben durch die Lüfte ausbilden.