Polizei räumt erneut Migrantenlager bei Paris
29. Juli 2020Nördlich von Paris ist erneut ein großes Zeltlager von Migranten geräumt worden. Rund 1500 Menschen hatten sich in den vergangenen Wochen am Ufer des Kanals Saint-Denis im Pariser Vorort Aubervilliers niedergelassen. Die Polizei begann am frühen Morgen, die Menschen aus ihren Zelten zu holen. Sie sollten vorübergehend in provisorischen Unterkünften in Turnhallen in der Gegend untergebracht werden, teilte die Polizeipräfektur der französischen Hauptstadt mit.
Am Stadtrand von Paris bilden sich immer wieder solche Elendslager. Dort leben Migranten unter menschenunwürdigen Bedingungen in Zelten, weil es zu wenige reguläre Unterkünfte gibt. So gab es etwa für die Menschen in Aubervilliers nur zwei Wasser-Zapfstellen, wie Aktivisten berichteten. Oft dauert es nur wenige Wochen, bis nach der Räumung wieder die ersten Zelte stehen.
"Das System neu überdenken"
Kritiker sehen in den Aktionen der Räumung eine reine Symbolpolitik, da sich am eigentlichen System nichts ändere. "Wir müssen das System der Erstaufnahme mit allen beteiligten Akteuren neu überdenken", fordert etwa der Chef der Flüchtlingshilfsorganisation France Terre d'Asile, Pierre Henry. Andere Aktivisten warfen den Behörden vor, die Migranten "außer Sichtweite und gut versteckt zu platzieren", damit der Eindruck entstehe, alles sei in Ordnung und die Migranten würden gut versorgt. Doch dies stimme nicht.
Laut der Zeitung "Le Parisien" war es bei der Räumung zeitweise zu Spannungen zwischen Polizei und Migranten gekommen, insgesamt sei sie aber friedlich verlaufen. Die Menschen sollen demnach in den provisorischen Unterkünften auch auf Corona getestet werden. Es sei notwendig gewesen, dieser "dramatischen Situation" ein Ende zu setzen, zitierte die Zeitung die Bürgermeisterin von Aubervilliers, Karine Franclet. Die Maßnahmen gegen Covid-19 hätten in dem Camp nicht eingehalten werden können, so Franclet.
sti/fab (afp, dpa)