Pomp und Protest bei Xi-Besuch in London
20. Oktober 2015Mit großem Pomp und begleitet von Protesten hat der Staatsbesuch des chinesischen Präsident Xi Jinping in Großbritannien begonnen. Die viertägige Visite solle die chinesisch-britischen Beziehungen zu "neuen Höhen" führen, sagte Xi bei einer Rede auf Mandarin vor dem britischen Parlament.
Queen Elizabeth II. und ihr Mann Prinz Philip hatten den Gast begrüßt. Mit der königlichen Charmeoffensive wirbt London um chinesische Investitionen in die marode britische Infrastruktur und den Bau neuer Atomkraftwerke in Großbritannien. Bei dem Besuch sollen Handels- und Investitionsverträge im Wert von umgerechnet mehr als 40 Milliarden Euro unterzeichnet werden.
Ehre einer Pferdeparade
Zum Auftakt seines Besuchs wurde dem chinesischen Staatschef, der von seiner Frau Peng Liyuan begleitet wird, die Ehre einer Pferdeparade auf der zum Buckingham Palast führenden Mall zuteil. Tausende Chinesen, die Fahnen schwenkten, jubelten Xi auf der Promenade zu, wo auch ein Drachentanz aufgeführt wurde.
Allerdings erwarteten auch rund 200 Demonstranten der buddhistischen Bewegung Falungong den chinesischen Gast. Die Menschenrechtsorganisationen Free Tibet und Amnesty International organisierten Kundgebungen. Sie kritisieren, dass Wirtschaftsinteressen bei dem Besuch die schwierige Menschenrechtslage in China in den Hintergrund drängten. Durch die Verträge sollen laut Regierung 3900 Arbeitsplätze in Großbritannien geschaffen werden.
Kritik mit Samthandschuhen
Der britische Thronfolger Charles und seine Frau Camilla hatten Xi im Londoner Mandarin Oriental Hotel begrüßt. In Clarence House, ihrer offiziellen Residenz, stand dann der Nachmittagstee auf dem Programm.
Am Staatsbankett mit der Königin am Dienstagabend wollte Charles aber nicht teilnehmen. Der Grund: Er ist ein Anhänger des im Exil lebenden Dalai Lama, der in Opposition zur chinesischen Staatsführung steht. Der buddhistische Geistliche strebt nach eigenen Angaben nicht die Unabhängigkeit von China, sondern größere Autonomie für die Tibeter an. Peking wirft ihm hingegen vor, Tibet von der Volksrepublik China abspalten zu wollen.
jj/Ba (dpa, afp)