Gebietsverwaltung in Donezk erstürmt
6. April 2014Etwa 50 Aktivisten durchbrachen eine Polizeiabsperrung und drangen in das elfstöckige Gebäude ein. Dort warfen die maskierten Eindringlinge Fenster ein und tauschten die ukrainische Flagge durch eine russische aus. Wie das örtliche Internetportal novosti.dn.ua berichtet, entrissen die Angreifer einigen Milizionären die Schutzschilde.
Vor dem Gebäude versammelten sich Hunderte Menschen. Die Sicherheitskräfte brachten einen Wasserwerfer in Stellung. Zuvor hatten rund 2000 Gegner der prowestlichen Regierung friedlich auf dem zentralen Leninplatz für einen Anschluss ihrer Heimat an Russland demonstriert. Auch in der Millionenstadt Charkow gingen bei zwei Kundgebungen insgesamt etwa 1500 prorussische Demonstranten auf die Straße. Dabei blieb es zunächst friedlich.
Saboteure in Lugansk?
In der Stadt Lugansk nahe der Grenze zu Russland attackierte eine Menschenmenge die Vertretung des Geheimdiensts SBU. Demonstranten schlugen die Tür ein und warfen Ziegelsteine sowie Rauchbomben. Bei den Krawallen sollen zwei Menschen verletzt worden sein. Der SBU hatte am Samstag die Festnahme von 15 Männern in dem Gebiet bekanntgegeben, die angeblich mit Waffengewalt staatliche Gebäude besetzen wollten. In der Region Lugansk hätten die Ermittler 300 Sturmgewehre, eine Panzerfaust und Granaten gefunden. Der Geheimdienst machte keine Angaben zu der Frage, ob es sich bei den Verdächtigen um moskautreue Kräfte handelt. In Lugansk hatten russlandtreue Kräfte Anfang März den Gouverneur zum Rücktritt gezwungen.
Seit dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch Ende Februar gibt es insbesondere im Osten des Landes, wo eine große russischsprachige Bevölkerungsgruppe lebt, immer wieder prorussische Proteste gegen die Übergangsregierung in der Hauptstadt Kiew. Diese fürchtet, dass Moskau unter dem Vorwand, russischstämmige Bürger schützen zu wollen, im Osten der Ukraine ähnlich vorgehen könnte wie auf der Krim.
Nach dem Umsturz in Kiew verleibte sich Russland die ukrainische Halbinsel am Schwarzen Meer im Schnellverfahren ein, nachdem sich die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung dort in einem umstrittenen Referendum für einen Anschluss an Russland ausgesprochen hatte. Seither steht die Regierung in Moskau international weitestgehend isoliert da. Kiew und der Westen sind angesichts der Stationierung zehntausender russischer Soldaten jenseits der ukrainischen Ostgrenze besorgt, dass es zu weiteren Übergriffen kommen könnte.
kle/det (afp, dpa, rtre)