Protestbewegung in Nepal ist gespalten
25. April 2006Die Opposition in Nepal hat am Dienstag (25.04.2006) ihren Sieg über König Gyanendra gefeiert und einen neuen Ministerpräsidenten benannt. Das Amt des Regierungschefs soll der 84-jährige Girija Prasad Koirala übernehmen, einer der erfahrensten Politiker des Landes. Koirala war seit der Wiedereinführung der Demokratie in Nepal 1990 bereits vier Mal Ministerpräsident.
In einem Park in Katmandu versammelten sich zehntausende Menschen, um die Beilegung der Krise zu feiern. Die Feiernden durften jedoch nicht vor den Palast ziehen, der von Polizisten geschützt wurde. König Gyanandra hatte am Montagabend angesichts wochenlanger Proteste eine Wiedereinsetzung des Parlaments angekündigt und damit eine Hauptforderung der Demokratiebewegung erfüllt. Die Opposition sagte daraufhin eine für Dienstag geplanten Großkundgebung ab.
Maoisten wollen weiter gegen Gyanendra kämpfen
Die Allianz aus sieben Parteien kündigte an, die maoistischen Rebellen an den politischen Entscheidungen beteiligen zu wollen. "Wir werden mit den Maoisten zusammenarbeiten", sagte ein Sprecher der Allianz, Krishna Sitaula. Die Rebellen wollten den Vorschlag des Königs allerdings nicht akzeptieren. Gyanendra wolle sich mit Hilfe einer Verschwörung an der Macht halten, erklärte Rebellenführer Prachanda am Dienstag. Er forderte die politischen Gruppen des Landes auf, nicht auf das Angebot einzugehen. Die Rebellen erklärten, sie wollten ihre Blockade der Hauptstadt ungeachtet der neuen Entwicklung fortsetzen. Jede Partei, die den Plan des Königs unterstütze, verrate die Maoisten.
Macht des Königs soll eingeschränkt werden
Das Parlament soll als nächstes die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung organisieren. In der neuen Verfassung solle die Macht des Königs deutlich beschränkt oder sogar die Monarchie abgeschafft werden, sagte Sitaula.
In der Hauptstadt kehrte unterdessen Normalität ein: Die Behörden schalteten das Mobilfunknetz wieder frei, Menschen gingen zur Arbeit, Geschäfte öffneten und Freiwillige beseitigen Straßenblockaden. Bei gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften waren während der Proteste mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. (sol)